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Frankfurter Doppelpässe zum Saison-Auftakt gegen den FC Bayern
Die Männer und Frauen der Eintracht eröffnen die Saison in der Bundesliga gegen die Münchner
Die Vorfreude ist bei Oliver Glasner fast mit Händen zu greifen. »Eröffnungsspiel, Freitagabend, in der Primetime gegen den amtierenden deutschen Meister – Fußballherz, was willst du mehr!«, rief der Frankfurter Trainer aus. Dass die Eintracht zum Start der 60. Bundesliga-Saison gegen Bayern München in der eigenen Arena antritt, dann gleich am Mittwoch noch den Supercup gegen Real Madrid bestreitet, sei ja mal ein »cooler Auftakt«, sagte der Österreicher. Nur soll ihm keiner damit kommen, dass er auf dieses Spiel hinfiebere: »Man muss aufpassen, wenn man Fieber spürt, dass man nicht gleich weggesperrt wird.« Gelächter im Presseraum. Kaum einer bekommt von Verein, Stadt und Umfeld so viel mit wie der 47-Jährige, der oft in das Leben der Mainmetropole eintaucht.
Viele Fans haben aus einer Apfelweinkneipe, vom Opernplatzfest oder vom Trainingsplatz ein Selfie mit dem Fußballlehrer, der mit dem Europa-League-Triumph so viele Menschen glücklich gemacht hat. Für viele ist er fast ein hessischer Bub, der vermutlich bald auch »Guude« zur Begrüßung sagt. Oliver Glasner geht die Herausforderung gegen den Rekordmeister mit »viel Power und Tempo« an, obwohl die Bayern mit Sadio Mané jenen Weltstar mitbringen, den er selbst noch in Salzburg trainiert hat. »Da war er gerade in die dritte französische Liga abgestiegen, aber er hatte schon unheimlich viel Talent.«
Für die Bundesliga sei die Verpflichtung von Sadio Mané einerseits ja schön, andererseits sei aber auch zu befürchten, dass bei den Kräfteverhältnissen dann doch wieder alles beim Alten bleibt. »Ich denke, dass die Bayern über die gesamte Saison wieder die Nase vorne haben werden, aber wir hissen am Freitag nicht die weiße Fahne.« Er wird am Tag danach im ZDF-Sportstudio sein. Und an seiner Seite die Nationaltorhüterin Merle Frohms und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Deren EM-Finale habe er zwar »nur halb nebenbei« verfolgt, aber Glasner ist natürlich nicht verborgen geblieben, »dass sich bei der Technik, der Taktik, der Intensivität« im Frauenfußball viel getan habe. Als sich die Eintracht-Fußballerinnen am letzten Bundesliga-Spieltag gegen Werder Bremen die Champions-League-Qualifikation sicherten, war er vor Ort. Nun hat Niko Arnautis als Coach der Frankfurter Frauen seinen Vertrag um zwei weitere Jahre bis 2026 verlängert – das hat der Klub der Pressekonferenz mit Oliver Glasner vorangeschickt. Ein bewusster Doppelpass.
Denn erstmals in der Geschichte des deutschen Fußballs beginnen die Bundesliga-Spielzeiten der Männer und Frauen mit der gleichen Partie. Eintracht versus Bayern – das zieht. Geschlechterübergreifend. Wieder ein Freitagabend, wieder im Frankfurter Stadtwald, auch wenn es bis zum Auftakt der Frauen-Bundesliga am 16. September noch ein bisschen dauert. Die Deutsche Fußball-Liga und der Deutsche Fußball-Bund haben sich auf zarte Hinweise aus der Eintracht-Führung davon überzeugen lassen, dass sich die doppelte Aufführung lohnt. Die Eintracht will ein Kraftzentrum im Fußball der Männer und Frauen sein – ein sportliches Vorbild für Gleichberechtigung. Intern wird neuerdings von Vorstandssprecher Axel Hellmann kritisch hinterfragt, dass die eigenen Gremien durchgängig von Männern besetzt sind, auch das soll sich ändern.
Eine ausverkaufte Arena ist in sechs Wochen sicherlich nicht zu erwarten, noch immer bewegt sich der Zuschauerschnitt in den Stadien unter der 1000er-Marke, mehr gehen muss im Fußball der Frauen auch beim Gesamtumsatz der Bundesliga (15 Millionen Euro in der Saison 2020/2021). Derzeit gibt jeder Frauen-Bundesligist im Schnitt fast doppelt so viel Geld aus, wie er einnimmt. Wobei es bei der Eintracht heißt, dass ihre Spielerinnen längst nicht so viel verdienen wie in München und Wolfsburg. Zudem würde es sogar gelingen, Sponsorenpakete speziell für den Fußball der Frauen zu schnüren. Glasner findet es gut, »dass es auf dem Vormarsch ist«. Er hat nur eine Sorge fürs Wochenende: »dass ich beim Torwandschießen noch mithalten kann«.
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