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Grunewald in Flammen
Feuerwehr nach Explosionen auf Berliner Sprengplatz im Großeinsatz – Giffey unterbricht Urlaub
Noch vor Sonnenaufgang erschütterten am Donnerstagmorgen Explosionen den Berliner Grunewald. Wenig später standen Rauchsäulen hoch über dem Waldgebiet im Südwesten. Ein Sprengplatz der Polizei in Flammen – mitten im knochentrockenen Wald. Seither ist die Feuerwehr im Großeinsatz. Auf dem Platz wird Fundmunition gelagert, insgesamt 25 Tonnen, und kontrolliert durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst der Berliner Polizei entschärft. Die Feuerwehr geht von einem lang andauernden Einsatz aus. Rund 160 Männer und Frauen waren allein am Donnerstag an dem Einsatz beteiligt, unterstützt von Polizei und Bundeswehr. Der Brand werde die Einsatzkräfte möglicherweise noch die kommenden Tage beschäftigen, so Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein. »Aber wir werden das Feuer löschen.«
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) unterbrach aufgrund des Brandes ihren Urlaub und traf am Nachmittag im Grunewald ein. »Es handelt sich um ein einmaliges Ereignis in der Berliner Nachkriegsgeschichte«, sagte Giffey während einer improvisierten Pressekonferenz. Wichtig sei jetzt vor allem, den eingerichteten Sicherheitsbereich von 1000 Metern zu halten und ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. »Ich bin sehr froh, dass es keine Wohnbebauung in direkter Nähe gibt«, so die Regierende. Bis Redaktionsschluss war noch nicht klar, wann die Feuerwehr mit Löscharbeiten beginnen kann.
Lange Zeit war die Lage zuvor sehr unübersichtlich. Auch Stunden nach dem Ausbruch des Feuers im Grunewald waren Knallgeräusche aus Richtung des Sprengplatzes zu hören. Das Feuer hatte sich am Vormittag zunächst unkontrolliert ausgebreitet. »Das bereitet uns Sorge«, erklärte ein zweiter Feuerwehrsprecher. Es gebe nach wie vor keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wie es am Sprengplatz im Wald genau aussehe. Betroffen waren zunächst rund eineinhalb Hektar Wald, eine Fläche so groß wie zwei Fußballfelder. Es bestehe die Gefahr weiterer Explosionen und umherfliegender Trümmerteile. Die Feuerwehr sei »gegen 3.30 Uhr in den Kronprinzessinnenweg in Nikolassee« gerufen worden, sagte der Sprecher. Es sei auf dem Sprengplatz zu »mehreren großen Explosionen« gekommen. Nach Angaben von Polizeipräsidentin Barbara Slowik ist dabei noch völlig unklar, wie es zu der Explosion kommen konnte.
Eines der größten Probleme blieb, dass an das Feuer nicht heranzukommen war. Bilder aus der Luft mit Hilfe einer Drohne und eines Polizeihubschraubers sollten Orientierung geben. Zudem sei die Gluthitze belastend für die Einsatzkräfte, die häufiger ausgewechselt werden müssen, so Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein. Mit einem Löschhubschrauber der Bundeswehr können die Einsatzkräfte nicht rechnen. Ein solcher stehe aufgrund des Waldbrands in Sachsen derzeit nicht zur Verfügung.
Trockenheit und Hitze erschwerten die Löscharbeiten im Berliner Grunewald zusätzlich. »Der Wald ist knochentrocken«, sagte Jan Thomsen, Sprecher der Senatsumweltverwaltung. Die Wälder hätten sich durch die vergangenen Dürreperioden nicht erholen können. Zur Frage, wie sinnvoll ein Sprengplatz im Wald überhaupt noch sei, teilte er »nd« mit: »Fragen wie diese können erst nach Klärung der Brandursache analysiert und beantwortet werden.« Auch Giffey kündigte an, über den Standort des Sprengplatzes reden zu wollen. »Wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir in Zukunft mit diesem Sprengplatz umgehen und ob auf Berliner Stadtgebiet ein solcher Ort der richtige ist«, sagte Giffey.
Die Einsatzkräfte begannen zunächst mit Eindämmungsarbeiten. So wurden die angrenzenden Waldgebiete bewässert, um ein Ausbreiten der Flammen zu erschweren. Auch Wasserwerfer und Löschpanzer waren im Einsatz. Mit einem Räumpanzer der Bundeswehr und einem Roboter näherten sich die Einsatzkräfte vom Boden aus schließlich dem Sprengplatz, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Von der Havel und der Krummen Lanke aus wurde eine Wasserversorgung über drei Kilometer mit Unterstützung eines Löschbootes und diverser Löschfahrzeuge in den betroffenen Bereich aufgebaut.
Wohnhäuser waren nach Auskunft der Feuerwehr weiterhin nicht in Gefahr. Die nächsten Gebäude lägen mindestens zwei Kilometer entfernt. Auch Verletzte habe es bislang nicht gegeben. »Was für mich wichtig ist: dass die Sicherheit der Berlinerinnen und Berliner nicht gefährdet ist, und das ist hier gegeben«, erklärte Innensenatorin Iris Spranger bereits am Mittag bei einem Besuch der Rettungskräfte.
Die Feuerwehr erklärte am späten Nachmittag dann, dass sich der Brand ausweiten könnte. »Wir haben feststellen müssen, dass das Feuer im Sperrkreis weitergelaufen ist«, sagte Sprecher Kirstein. »Wir haben gesehen, dass das Feuer schon in Richtung Avus läuft.« Wegen des Feuers wurde der Regional- und S-Bahnverkehr in der Nähe des Einsatzgebiets unterbrochen. Auch die Autobahn Avus wurde gesperrt. Das Wetter könnte den Einsatzkräften am Freitag helfen. Für den Nachmittag sind Schauer vorhergesagt. Mit dpa
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