Werbung

Einigung bei der Lufthansa

Bodenbeschäftigte bekommen mindestens 377 Euro im Monat mehr

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

Christine Behle ist zufrieden: »Das ist ein gutes Ergebnis, das quer durch alle Beschäftigtengruppen eine Erhöhung von monatlich mindestens 377 Euro bis zu 498 Euro bedeutet«, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am späten Mittwochabend. Zuvor hatte Behle als Verhandlungsführerin auf der Arbeitnehmerseite mit der Lufthansa in einem Flughafenhotel in Frankfurt am Main um Lohnerhöhungen für die rund 20 000 Bodenbeschäftigten der Airline gerungen.

Der Einigung zwischen Lufthansa und Verdi war vergangene Woche ein 26-stündiger Warnstreik vorangegangen, wegen dem die Airline rund 1000 Flüge absagen musste. Dazu war es gekommen, weil das Angebot des Managements zu weit weg von den Forderungen von Verdi gewesen war und das Management trotz Streikankündigung nicht nachgebessert hatte. Die Lufthansa hatte bei einer Tariflaufzeit von 18 Monaten zunächst nur eine Erhöhung der Grundvergütung in zwei Schritten um insgesamt 250 Euro angeboten sowie ein zweiprozentiges Lohnplus ab 1. Juli 2023 abhängig vom Konzernergebnis.

»Das Angebot der Lufthansa ist insgesamt weit davon entfernt, die Kaufkraftverluste aufgrund der hohen Inflation aufzufangen«, hatte Verdi-Luftfahrexperte Marvin Reschinsky vor der abschließenden Verhandlungsrunde gegenüber dem »nd« das Lufthansa-Angebot kommentiert. Für einen Flugzeugmechaniker zum Beispiel hätte dies ein Lohnplus von lediglich 3,5 Prozent bedeutet. »Das reicht bei einer Preissteigerung von über sieben Prozent hinten und vorne nicht«, so Reschinsky.

Hinzu kommt, dass das Bodenpersonal während der Coronakrise massive Stellenkürzungen und Kürzungen beim Gehalt hinnehmen musste. So fielen Weihnachts- und Urlaubsgeld weg. Verdi forderte deshalb 9,5 Prozent beziehungsweise mindestens 350 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem sollte der konzernweite Mindestlohn auf 13 Euro angehoben werden. Schließlich gibt es in einigen Tochterfirmen der Lufthansa derzeit noch Löhne von unter zwölf Euro pro Stunde, was ab 1. Oktober weniger als der gesetzliche Mindestlohn gewesen wäre. Folglich hatte Verdi von der Lufthansa vor den Gesprächen am Mittwoch und Donnerstag ein besseres Angebot gefordert. Andernfalls wollte die Gewerkschaft weitere Arbeitsniederlegungen nicht ausschließen.

Die nun in der dritten Verhandlungsrunde erzielte Einigung sieht einen Konzernmindestlohn von 13 Euro vor. Zudem verständigten sich beide Seiten auf Gehaltssteigerungen von mindestens 325 Euro plus einer weiteren Erhöhung um 2,5 Prozent bei einer Tariflaufzeit von 18 Monaten. So soll der Monatslohn rückwirkend zum 1. Juli um 200 Euro steigen. In zwei weiteren Schritten sollen die Gehälter ab dem 1. Januar 2023 um weitere 2,5 Prozent beziehungsweise mindestens 125 Euro monatlich und nochmals um 2,5 Prozent ab 1. Juli 2023 steigen. Auszubildende erhalten ab 1. Juli 2022 einen Festbetrag von 180 Euro monatlich.

Laut Gewerkschaftsangaben bedeutet dieses Ergebnis beispielsweise für eine Person, die am Check-In arbeitet, je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit ein Lohnplus von 13,6 bis 18,4 Prozent. »Das Ergebnis beinhaltet einen Inflationsausgleich und zusätzlich eine Reallohnerhöhung«, erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Behle. Es sei der Gewerkschaft wichtig gewesen, diesen echten Ausgleich zu erreichen, um die Beschäftigten in dieser wirtschaftlich schwierigen Situation abzusichern. »Das ist gelungen«, so Behle.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.