- Kommentare
- Arbeitskampf beim RBB
Jetzt die Wut kanalisieren
Was den Beschäftigten beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) derzeit widerfährt, ist eine Zumutung
So richtig glauben kann man immer noch nicht, wie lange Patricia Schlesinger, ihr Ehemann und das zumindest in Teilen mitwissende und -spielende Verwaltungsratskonsortium des RBB ihre millionenschweren Eitelkeiten wohl auf Kosten der Öffentlichkeit zur Schau stellen konnten, ohne dass ein Aufstand durch das Medienunternehmen ging. Aber der Selbsterhaltungstrieb in Kreisen eingefleischter Funktionär*innen ist hoch – und gute deutsche Tradition in Ost und West. Zugleich ist der Druck in vielen Bereichen groß, die unter der Führungsetage angesiedelt sind. Gerade die durch sogenannte Umstrukturierungen gestiftete Unsicherheit sorgt in solchen Apparaten für größeres Chaos und geringeren Zusammenhalt unter den Mitarbeiter*innen. Mit der Angst vor Fehlern und Jobverlust hält man die Beschäftigten in Atem – und abgehobene Zirkel am Laufen. Dazu noch die Pandemie, die nach der weitgehenden Aufhebung des Homeoffice in die Höhe schießenden Krankenstände und durch Personalreduzierung – mit der sich offenbar zusätzlich bereichert wurde – verschärfter Stress in einem ohnehin schon anstrengenden Berufsfeld.
Die Ereignisse sind vor allem eins: Wasser auf die Mühlen rechter Ideologieproduzenten. Die sich mondän gebende Clique einiger weniger, die sich ganz im Sinne des rechten Diskursbetriebs als Elite inszeniert hat, schadet angesichts sich durch den Konsum alternativer Fakten radikalisierender Menschenfeinde nicht nur den bereits angeschlagenen Öffentlich-Rechtlichen. Sie setzt auch aufs Spiel, dass Tarifverhandlungen für eine Beschäftigungssicherung langjähriger Freier weitergeführt werden. Dass dies geschehen könnte, befürchten die Freien beim RBB. Auch für einen Honorarrahmen, der die jahrelange Lohnungerechtigkeit zwischen Festen und Freien aufhebt, setzt man sich bei RBB Pro ein und hat Sorge, dass von diesen Vorhaben abgelenkt wird. Deshalb kann abseits staatsanwaltlicher Aufklärung nur helfen, das ganze System RBB auf den Prüfstand zu stellen. Schlesingers Großprojekt »Digitales Medienhaus« gehört auf jeden Fall dazu.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.