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Nicht jeder will nach Jottweedee
Andreas Fritsche über den neuen Werbeslogan für Brandenburg
Mit der Abkürzung Jottweedee oder JWD bezeichnet der Berliner etwas, dass er für »janz weit draußen«, also total abgelegen, hält. Aus Sicht des Innenstädters ist das bereits der Randbezirk Marzahn-Hellersdorf. Es kann aber auch das Berliner Umland gemeint sein. Insofern ist es eine geniale Idee der brandenburgischen Eigenwerbung, JWD jetzt als »jeder will dahin« auszubuchstabieren.
Das Problem dabei: Es will nicht jeder dahin, sondern es möchte noch immer beinahe jeder nach Berlin – so wie schon 2005 der Komiker Rainald Grebe in seiner Brandenburg-Hymne sang: »Halleluja Berlin. Alle wollen dahin.« Als trostlosen, menschenleeren Landstrich hat Grebe Brandenburg seinerzeit beschrieben, wo drei Nazis auf einem Hügel stünden und keinen zum Verprügeln fänden. Nun hat sich einiges geändert. Die Arbeitslosenquote ist gesunken, die Jugend muss zur Ausbildung nicht mehr fortgehen und das Land ist weltoffener und toleranter geworden, wenngleich die AfD im Osten und Süden Wahlkreise gewinnt.
Aber zugezogene Westdeutsche wollen, wenn sie noch ganz jung und kinderlos sind, doch bei der ersten Gelegenheit wieder weg aus der märkischen Provinz nach Berlin. Erst mit der Familiengründung entsteht der Wunsch nach einem Eigenheim im Grünen, der sich in Berlin nur noch mit dicker Geldbörse verwirklichen lässt. Aber auch im Speckgürtel ist es eng und teuer geworden. Die hohen Mieten und Grundstückspreise dringen schrittweise in die Tiefen des Landes vor – nicht weil jeder nach Brandenburg will, sondern weil der Druck aus Berlin beängstigend zunimmt.
Der neue Werbespruch fordert Parodien geradezu heraus. Da wird kreativen Menschen schon einiges an Hohn und Spott einfallen – so wie bereits bei dem vorherigen Slogan »Brandenburg. Es kann so einfach sein«. Aber das macht ja nichts. Werbefachleute sagen: Hauptsache im Gespräch – egal wie.
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