Pinguine für alle

Statt Eintrittspreise zu erhöhen, sollen Familien für Zoo und Tierpark günstigere Tickets erhalten, fordert Die Linke

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

»Es kann nicht sein, dass sich den Eintritt für Zoo und Tierpark nur noch Tourist*innen oder besser verdienende Berliner*innen leisten können«, sagt Sebastian Schlüsselburg am Dienstag zu »nd«. Der Ärger des Linke-Politikers ist seit Ende Juli noch einmal gewachsen. Damals hatte der rechtspolitische Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus erklärt, dass er die angekündigten Preiserhöhungen für Eintrittstickets in Zoo und Tierpark ab 2023 für nicht vereinbar halte mit dem Ziel, diese für alle Berliner*innen erschwinglich zu halten.

»In Berlin sind laut Mikrozensus 2021 rund 700 000 Menschen armutsgefährdet«, wird Schlüsselburg deutlich. Ab 2023 müsse es für Kinder und einkommensschwache Eltern deutliche Entlastungen geben – und nicht noch mehr finanzielle Belastungen. Vor diesem Hintergrund hat Schlüsselburg für seine Fraktion jetzt einen konkreten Vorschlag gemacht: Man fordere ein »Pinguinticket« für zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder für 44,50 Euro im Zoo und 40 Euro im Tierpark. Derzeit kostet der Eintritt bei dieser Konstellation im Zoo 71 Euro und im Tierpark 64 Euro, ein deutlicher Unterschied. »Wir müssen in Berlin wieder zu einem sozialen Gruppenticket kommen«, sagt Schlüsselburg.

Der vorgeschlagene Name ist dabei ein schönes Bild: Wie die Pinguine tippeln hintereinander zwei große und vier kleine Menschen durch die Anlagen und Tierhäuser. Und: »Pinguine sind soziale Tiere, diverse Tiere«, sagt Schlüsselburg. Das Ticket solle daher auch nicht nur für Eltern mit ihren leiblichen Kindern oder Menschen aus einem Haushalt gelten, sondern auch für »Erwachsene mit Kindern aus der Nachbarschaft oder befreundete Menschen«. Der etwas besser verdienende Erwachsene könne beispielsweise die Kinder aus einem Hartz-IV-Haushalt mitnehmen. So würden auch die »verschiedensten Modelle des familiären und gemeinschaftlichen Zusammenlebens« in Berlin berücksichtigt.

Der Preis für das Pinguin-Gruppenticket müsse dem hohen Anteil armutsgefährdeter Berliner*innen und der Situation in der Hauptstadtregion insgesamt Rechnung tragen, erklärt der Linke-Politiker. Bei der Höhe des Preises habe man sich deshalb am Zoo in Eberswalde orientiert, obwohl dieser natürlich, so Schlüsselburg weiter, viel kleiner sei.

Schlüsselburg macht dabei darauf aufmerksam, dass der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses im September vergangenen Jahres beschlossen hatte, Zoo und Tierpark mit einer Einmalzahlung von 16,5 Millionen Euro zu unterstützen, um deren Einbußen durch die Pandemie aufzufangen und den Weg aus der Coronakrise zu ermöglichen. Im Gegenzug hatte man von der Zoo AG aber gefordert, dass veränderte Tarife mit dem Senat abgestimmt werden.

In der am Dienstag veröffentlichten Antwort auf eine Schriftliche Anfrage Schlüsselburgs teilt die Senatsverwaltung für Finanzen nun aber mit, dass sie von der Zoo Berlin AG nicht über die beabsichtigten Eintrittspreiserhöhungen unterrichtet worden sei, sondern »hiervon mit der Übersendung der Unterlagen zur Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 27. Oktober 2021 und des Aufsichtsrates am 17. November 2021 der Tierpark Berlin GmbH im Rahmen der Betreuung des Aufsichtsratsmandats Kenntnis erlangt« habe.

Dies habe gegen die Abmachungen verstoßen, sagt Schlüsselburg. Er werde von der Zoo Berlin AG einen »centgenauen Nachweis« über die Verwendung der Einmalzahlung verlangen, kündigte er an. Der Jurist verschweigt auch nicht, dass er sich sehr wünscht, dass das Land wieder mehr Einfluss auf die Vorgänge in den beiden Anlagen hätte, zum Beispiel in Form einer Beteiligung im Aufsichtsrat. »Die Berliner*innen denken sowieso, Tierpark und Zoo gehören uns«, sagt Schlüsselburg.

Der Streit um schon umgesetzte und weitere Preiserhöhungen für Zoo- und Tierparktickets scheint sich absehbar fortzusetzen.

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