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Deutschland braucht Olympia!
Für die Spiele gibt es einen äußerst geeigneten Ort, meint Andreas Koristka: Schwedt an der Oder
Die European Championchips waren ein beeindruckendes Spektakel. Wer sie im Fernsehen verpasst hat, der hat nicht gesehen, wie unsere deutschen Jungs und Mädels bei diesem internationalen Topevent eine Goldmedaille nach der anderen absahnten. Ein beeindruckender Triumph des Willens und der deutschen Sportförderung!
Gold allein macht zwar nicht glücklich, aber es beruhigt. Es ist ein gutes Gefühl, dass es in unserem Land so viele ansehnliche und durchtrainierte Athleten gibt, die zur Not Deutschland mit der Waffe in der Hand verteidigen könnten. Denn wer soll es sonst tun, wenn der Iwan vor der Tür steht? Gut, Joachim Gauck hatte schon mal Interesse angemeldet (»Ich würde mir wünschen, es nicht tun zu müssen, aber in einem solchen Fall würde ich es tun «), aber der alte Kauleistenträger kann das niemals allein regeln.
Das deutsche Volk kann sich nicht auf Gaucks tattrige Hände verlassen, wenn es um die Verteidigung des Vaterlandes, der Freiheit, der Gerechtigkeit und der verkaufsoffenen Sonntage geht. Darum ist Sport so wichtig und auch aus diesem Grund ist es von fundamentaler Bedeutung, dass in Deutschland endlich wieder Olympische Spiele stattfinden. Olympische Spiele, in deren Schwung eine ganze Riege von wunderbaren Sportsoldaten entstehen könnte.
Deshalb hallt der Ruf nach Olympia so laut durch die heimischen Gefilde wie der Startschuss eines 100-Meter-Laufs im weiten Rund des Leichtathletikstadions. Doch die Deutschen müssen sich nicht nur verteidigen können, sie müssen der Welt auch zeigen, dass sie die besten Gastgeber des Universums sind. Und wirklich niemand zweifelt daran, dass wir auf die israelische Mannschaft beim nächsten Mal viel, viel besser aufpassen würden. Versprochen!
Allerdings muss noch ein passender Austragungsort gefunden werden. Berlin ist nicht vorzeigbar. Das müsste man erstmal abreißen und neu aufbauen. So etwas geht in der Hauptstadt bekanntlich nicht so schnell. In Hamburg wird zu viel randaliert und München kommt auch nicht infrage. Demokratische Sommerspiele müssen es nämlich sein, die sind wir der Welt wegen unserer schwierigen Vergangenheit schuldig. Und wie kann etwas demokratisch sein, das in Markus Söders absolutistisch regiertem Freistaat stattfindet?
Da wären noch Köln, Frankfurt am Main und Stuttgart. Aber wenn schon Berlin aus optischen Gründen ausfällt, wären Spiele in diesen Städten auch nicht vermittelbar. Eigentlich bleibt nur eine logische Wahl: das schöne Schwedt an der Oder. Hier könnten die Olympischen Spiele die wirtschaftlichen Folgen der Schließung der örtlichen Raffinerie auffangen, wenn es mit dem nicht-russischen Öl doch nicht so gut klappt wie geplant.
Außerdem gibt es rund um Schwedt viel Platz. Der Marathon kann auf dem Oder-Radweg stattfinden, die Schwimmwettbewerbe direkt im Fluss, da die Olympioniken dort nicht mehr von allerhand Getier behindert würden. Die inoffizielle Hauptstadt der Uckermark könnte sich endlich von ihrer weltoffenen, friedlichen und freundlichen Seite präsentieren. Eine Uhr könnte die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden zählen, in denen die Jugend der Stadt schon keinen Ausländer mehr zusammengeschlagen hat.
Im Fernsehen könnte es noch mehr freudige Gesichter geben als während der Fußball-WM 2006, noch mehr Deutschland-Fähnchen, noch mehr schwarz-rot-gold geschminkte junge Damen mit noch größeren Brüsten, die sanft im Takt der Ekstase wiegen würden. Ein Erweckungsmoment allererster Kajüte! Jetzt muss dafür der Grundstein gelegt werden, und irgendwann kann Ministerpräsident Woidke die Jugend der Welt herzlich willkommen heißen.
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