- Kommentare
- Abtreibungsgegner*innen
Einschüchterung genehmigt
Ulrike Wagener über ein Urteil zu Abtreibungsgegner*innen
Es ist ein Szenario, das bislang eher aus den USA bekannt ist: fundamentalistische Abtreibungsgegner*innen vor Beratungsstellen und Abtreibungskliniken. Die Stadt Pforzheim verbot 2019, dass eine Veranstaltung mit dem Titel »40 Days for Life / Lebensrecht ungeborener Kinder« in Sichtweite einer Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle stattfinden durfte. Daran wollten über 40 Tage hinweg jeweils 20 Abtreibungsgegner*innen teilnehmen. Nun bewertete der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg dieses Verbot als rechtswidrig.
Das Gericht stellt damit die Versammungsfreiheit der Abtreibungsgegner*innen über den Eingriff in das Persönlichkeitsrecht der ungewollt Schwangeren. Die Prämisse: Auf der anderen Straßenseite würden sie den Betroffenen nicht die eigene Meinung aufdrängen und zu einem physischen oder psychischen Spießrutenlauf für sie führen. Das ist Quatsch. Der Besuch bei der Beratungsstelle ist Pflicht vor einem Schwangerschaftsabbruch. Wenn man dann noch mit Plakaten und Zurufen als unmoralisch handelnd stigmatisiert wird, ist das Einschüchterung. Nun gesetzlich genehmigt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.