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Falsche Neiddebatte
Auch Piloten haben ein gutes Recht zu streiken
Streik bei der Lufthansa. Schon wieder. Manch einer wird sich fragen, warum nun auch die Pilot*innen, kurz nach dem das Bodenpersonal streikte, die Airline lahm legen müssen. 800 Flüge hat die Lufthansa am Freitag eigenen Angaben zufolge abgesagt. Aber Hand aufs Herz: Welcher Streik war je erfolgreich, der nicht irgendwo irgendjemandem weh tat?
Was den Unmut der Passergier*innen vermutlich nun in Grenzen halten lässt, ist, dass der Streik der Pilot*innen im Gegensatz zu jenem des Bodenpersonals am Ende der Urlaubszeit stattfindet. Die meisten Menschen werden bereits ihren Sommerurlaub gemacht haben. Mit den Pilot*innen legt jetzt aber eine relativ gut verdienende Berufsgruppe die Arbeit nieder. Schon machen Artikel die Runde, dass das Einstiegsgehalt im Lufthansa-Cockpit 69 000 Euro im Jahr beträgt.
Damit sind die Lufthansa-Pilot*innen zugegebenermaßen alles andere als Geringverdiener*innen. Doch haben sie damit das Grundrecht auf Streik verwirkt? Wer ihnen dies jetzt abspricht, macht eine Neiddebatte auf, die niemandem etwas nutzt – außer den Kapitaleigner*innen der Airline. Zudem ist die Ausbildung der Pilot*innen hart und kostspielig. Auch tragen sie viel Verantwortung, wenn sie 200 bis 300 Fluggäste sicher ans Ziel bringen sollen.
Das ist zwar kein Argument für die großen Gehaltsunterschiede im Konzern, kann aber erklären, warum die Pilot*innen streiken. Zumal es, wie bei vielen anderen Tarifkonflikten, im Hintergrund eigentlich um etwas anderes geht, wogegen die Pilot*innen aber nicht streiken dürfen: Die Lufthansa will eine neue Airline gründen, die Flüge von der Kernmarke übernehmen soll. Natürlich sollen die Pilot*innen bei der neuen Fluglinie weniger verdienen. Sie wehren sich mit ihrem Streik also vor allem gegen Lohndrückerei.
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