Kein Wille, keine Spiele!

Vor neuen Olympia-Plänen sollte die Aufklärung des Attentats von 1972 in München stehen

Bild des Schreckens und Versagens in Fürstenfeldbruck: zerstörter Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes auf dem Rollfeld
Bild des Schreckens und Versagens in Fürstenfeldbruck: zerstörter Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes auf dem Rollfeld

Kurz vor der Angst kam die Einigung. Gut ist, dass der deutsche Staat den Hinterbliebenen der elf israelischen Todesopfer des palästinensischen Terroranschlags während der Olympischen Spiele 1972 in München jetzt eine angebrachte Entschädigung zugesprochen hat. Beschämend wird die jahrzehntelange Verweigerung immer bleiben. Der aktuelle Anlass der Zahlung ebenso: Sie folgte keiner späten Einsicht, sondern der Sorge vor einer internationalen Blamage. Nach vorheriger Absage nehmen die Hinterbliebenen nun an diesem Montag, genau 50 Jahre nach dem Attentat, an der Gedenkveranstaltung in Fürstenfeldbruck teil. Eine Schande wäre deren Fehlen.

Olympia und Deutschland, das ist eine verhängnisvolle Verbindung. Die Bilder der Nazi-Spiele von 1936 sollten durch weltoffene aus München ersetzt werden. Das misslang gründlich – bis heute. Dafür steht der andauernde Unwille zur Aufarbeitung, was damals geschah. Und warum. Dafür kämpfen die Hinterbliebenen neben einer Entschädigung nach internationalem Standard ebenso. Ankie Spitzer, die Witwe des in München getöteten Fechttrainers André Spitzer, beklagt: »Bis heute hat keiner gesagt: ›Es tut uns leid. Wir haben falsch entschieden. Wir waren inkompetent.‹ Sie waren arrogant und haben uns die ganze Zeit gedemütigt.«

Das Versagen des deutschen Staates rund um den 5. September 1972 ist offensichtlich. Vor neuen Olympia-Plänen, die jetzt nach den gelungenen European Championships in München wieder diskutiert werden, sollte daher die Aufklärung stehen. Dazu gehört das Eingeständnis von Schuld und Mitverantwortung. Und das Öffnen aller Akten, die bis 2047 (!) gesperrt sind.

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