- Kommentare
- Sozialproteste
Prag sollte eine Warnung sein
Robert D. Meyer über reaktionäres Protestpotenzial
Wut und Verzweiflung angesichts einer rasant steigenden Inflation sind nachvollziehbare Emotionen. In Tschechien gab es am Wochenende einen Vorgeschmack darauf, was europaweit droht, wenn Regierungen unzureichende Entlastungspakete schnüren und fortschrittliche linke Kräfte selbst kein überzeugendes Angebot auf die Straße bringen. Unter der Parole »Die tschechische Republik zuerst« protestierten 70 000 Menschen in Prag. Nationalist*innen jubeln angesichts solcher Bilder, fordern sie doch als Antwort auf Ukrainekrieg, Energiekrise und wachsende Armut ein Einigeln in den Nationalstaat.
Dass dies keine solidarische Antwort auf globale Krisen sein kann, zeigte sich auch in Tschechiens Hauptstadt, mischten sich dort Forderungen nach bezahlbarer Energie mit Rufen nach Grenzschließungen, einer Auflösung der EU und der Ablehnung von Maßnahmen gegen die Pandemie. Das war kein Protest für eine notwendige Umverteilung von oben nach unten, sondern ein Aufruf zum reaktionären Rollback, mitgetragen auch von Gruppen wie der Kommunistischen Partei. Moderne Linke müssen sich davon abgrenzen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.