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- Rassismus bei der Polizei
Linker Bulle, rechter Bulle
Andreas Fritsche über Rassisten im Beamtenapparat
Ich kenne einen Berliner Polizisten persönlich, für den würde ich die Hand ins Feuer legen: Er ist kein Rassist. Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben: Dieser Mann, der zuletzt im Bezirk Spandau Streife fuhr, ist im Moment auf nicht absehbare Zeit außer Dienst. Denn es handelt sich um Andreas Büttner, der seit 2019 Abgeordneter der Linksfraktion im brandenburgischen Landtag ist. Es gibt sicher noch andere wie ihn, allein schon in seiner Arbeitsgemeinschaft linker Polizistinnen und Polizisten.
Aber machen wir uns nichts vor. Die Berliner Polizei ist mit Rassisten durchsetzt, wenn nicht gar mit Neonazis. Das ist nicht erst seit gestern so. Erinnern wir uns: Als die rechten Republikaner im Januar 1989 bei der Wahl des Westberliner Abgeordnetenhauses 7,5 Prozent der Stimmen erzielten, wurde mit Bernhard Andres ein Polizist ihr Fraktionschef und es war kein Geheimnis, welche Sympathie viele Westberliner Polizisten seiner Partei entgegen brachten. Viele von ihnen dürften inzwischen in Pension oder tot sein. Aber das Problem hat sich damit nicht erledigt. Des Videos von der Behandlung einer syrischen Familie hätte es nicht bedurft, um das zu erkennen.
Zwar bleibt bis zu einem abschließenden Urteil immer noch die Untersuchung abzuwarten. Doch eins steht prinzipiell fest: Auch wenn sich jemand gegenüber der Polizei selbst nicht korrekt verhalten sollte, so ist das kein Grund, ihn rassistisch zu beleidigen. Nicht einmal ohne böse Absicht darf Beamten dergleichen herausrutschen. Sie sind schließlich ausgebildet, sich stets einwandfrei zu verhalten oder sollten es zumindest sein.
Schauen wir zum Abschluss noch einmal in den brandenburgischen Landtag. Im Parlament vertreten ist neben Andreas Büttner (Linke) auch noch ein anderer Polizist: Wilko Möller (AfD), dessen Parteifreunde jetzt den Fall der syrischen Familie für ihre Hetze benutzen.
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