Der Hitze nicht schutzlos ausgeliefert

Brandenburg arbeitet an einer Klimaanpassungsstrategie – ein Hitzeaktionsplan gehört dazu

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Thermometer zeigt 46 Grad Celsius. Die wenigen Schritte hinauf zur Burg Rozafa im albanischen Shkodra werden in der prallen Sonne zur Qual. In der Tiefebene am Skadarsee, den sich Albanien mit Montenegro teilt, kann es im Hochsommer auch noch heißer werden. Verhältnisse, wie sie auch in Brandenburg nicht mehr ausgeschlossen sind. Hier reichen die Temperaturen im Sommer immer öfter an die 40-Grad-Marke heran.

Aktuell ist das in den Hintergrund geraten durch die für einen September ungewöhnlich kalten Tage. Das macht Angst, weil die Heizsaison damit verfrüht begonnen hat, wo doch eigentlich wegen der Gaskrise Brennstoff gespart werden sollte. Aber auch die Hitze gibt Anlass zum Kopfzerbrechen. Der menschliche Organismus ist so gebaut, dass er die Körpertemperatur bei 37 Grad zu halten versucht. Wird es sehr heiß, führt das zu einer zusätzlichen Belastung des Herz-Kreislauf-Systems. Der Schweiß läuft in Strömen und das kann zu einem Flüssigkeitsmangel führen. Krämpfe, ein Hitzschlag und Austrocknung können die Folgen sein. Dann wird es unter Umständen lebensbedrohlich.

111 Hitzetote in Brandenburg verzeichnet das Statistikamt für das vergangene Jahr. Im Jahr zuvor waren es 145 Hitzetote und im Jahr 2018 sogar 362 und damit so viele wie nie zuvor. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Jahre seit 1985 waren in Brandenburg nur 54 Hitzetote zu beklagen. Das zeigt die Dimension des Problems auf.

Es reicht längst nicht mehr, gegen den Klimawandel anzugehen. Denn die Klimakrise ist bereits da. Anpassung lautet daher das Stichwort. Daran führt kein Weg vorbei. Deshalb hat das Land Brandenburg ein Gutachten zu seinem Hitzeaktionsplan schreiben lassen. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher und Agrarminister Axel Vogel (beide Grüne) stellten es am Dienstagabend vor. »Die Folgen des Klimawandels spüren wir auch in Brandenburg deutlich«, erklärte Nonnemacher. »Besonders heiße Tage mit Lufttemperaturen über 30 Grad Celsius, Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt, sowie lang anhaltende Hitzewellen stellen ein zunehmendes Gesundheitsrisiko dar.« Besonders betroffen seien alte und pflegebedürftige Menschen, Schwangere und Beschäftigte, die in der prallen Sonne arbeiten müssen.

260 Seiten ist das Gutachten lang, an dem Experten der Green Adapt, einer Gesellschaft für Klimaanpassung, der Gesellschaft für sozioökonomische Forschung und des von der Hochschule Fulda eingerichteten Öffentlichen Gesundheitszentrums gearbeitet haben. Sie schlagen beispielsweise einen Sonnenschutz für Gebäude durch Außenjalousien oder Bäume vor sowie Trinkbrunnen und schattige Plätze im öffentlichen Raum. Der Bevölkerung zu empfehlen, genug zu trinken, und ihr auch zu sagen, was bei einem Hitzschlag zu tun ist, könne auch nicht schaden. Im Moment arbeitet das Land Brandenburg an einer Klimaanpassungsstrategie. Der Hitzeaktionsplan ist ein Teil davon.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.