Die Rente wird nicht reichen

Über statistische Werte und das, was sie bedeuten

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht wenige Rentner werden sich über diese Meldung wundern oder ärgern: Jeder Rentner und jede Rentnerin in Berlin erhielt im vergangenen Jahr angeblich 1371 Euro im Monat und in Brandenburg 1430 Euro. Nein, eben nicht! Es handelt sich um einen der in der Statistik so beliebten Durchschnittswerte. Aber wer erhält die genannte Summe tatsächlich?

Sehr viele bekommen sehr viel weniger und leben in Altersarmut. Einige bekommen vielleicht ungefähr so viel Rente oder zufällig exakt die genannte Summe. Aber auch dann müssen sie jetzt zusehen, wie sie über die Runden kommen, bei den Mieten in Berlin und Potsdam und bei der Explosion der Sprit-, Lebensmittel- und Energiepreise. Dann gibt es da noch die Rentner mit den exorbitant hohen Einkünften: Sie verzerren die Statistik – und prozentuale Erhöhungen der Rente bedeuten für sie, dass sie auch einen deutlich höheren Aufschlag bekommen als diejenigen, die schon immer eine geringe Rente haben. Durchschnittlich 20 Euro mehr Rente als ein Jahr zuvor in Berlin und 29 Euro mehr in Brandenburg heißt ebenfalls nicht, dass sich die Senioren allesamt über genau dieses Plus freuen konnten, das übrigens nun von der Inflation mehr als aufgezehrt wird.

Aber das ist noch nicht alles, sondern nur ein Ausschnitt der herrschenden Ungerechtigkeit. Für wohlhabende Senioren spielt die Rente eine geringe oder überhaupt keine Rolle. Sie besitzen beispielsweise Wohneigentum und leben von Kapitaleinkünften oder auch Beamtenpensionen, während bei armen Senioren nichts hereinkommt als die schmale Rente.

Man lebt nicht von einer Durchschnittsrente, sondern von der Rente, die einem tatsächlich überwiesen wird. Ich persönlich kenne keinen Rentner, der 1371 Euro oder mehr bekommt. Aber ich kenne wahrscheinlich die falschen Leute. In meinen Kreisen müssen Rentner knapsen.

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