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1. FC Union: Siege und Probleme auf europäischem Terrain
Die Berliner Fußballer überwintern in Europa, der Verein und seine Fans sorgen dagegen für unnötige Diskussionen
Spätestens als Niko Gießelmann und Kevin Behrens halbnackt durch die Interviewzone spazierten und die erstaunten Journalisten gut gelaunt grüßten, war klar: Dieser Donnerstagabend war ein besonderer für den 1. FC Union. Mit der Last des Siegenmüssens war anscheinend auch die Kleidung der beiden Fußballer abgefallen. Beim 1:0 (0:0) gegen Malmö FF hatten die Berliner zuvor ihren zweiten Erfolg in der Europa League schwer erkämpft.
»Jetzt sind wir gut in der Gruppe drin«, freute sich Siegtorschütze Robin Knoche. Der Treffer des Abwehrchefs in der 89. Minute per Elfmeter war aber noch sehr viel mehr wert als drei Punkte. »Wir haben ein Teilziel der Saison erreicht«, sagte Trainer Urs Fischer. Als Dritter der Gruppe D haben die Köpenicker die Qualifikation zur Zwischenrunde der drittklassigen europäischen Conference League im Februar schon sicher. Doch die Ansprüche sind gewachsen.
Fischer lobte den »europäischen Lernprozess« seines Teams. In der vergangenen Saison kam das Aus in der Conference League in der Gruppenphase. Jetzt sagt er: »Wir wollen in der Europa League überwintern.« Um noch auf einen der dafür notwendigen ersten beiden Plätze zu springen, müssen die Berliner wohl ihre beiden letzten Partien in der Gruppe D gewinnen. Die Hinspiele hatten sie beim SC Braga und gegen Union Saint-Gilloise mit 0:1 verloren.
Befreit durch die »Erlösung« des späten Treffers zum Sieg warf Fischer dann noch einen kurzen, aber ebenso bemerkenswert selbstbewussten Blick auf die Bundesliga und das kommende Heimspiel am Sonntag gegen Borussia Dortmund: »Zwei Tage Regeneration müssen genügen, um für die Aufgabe gegen den Tabellenvierten bereit zu sein.« So erstaunlich es auch ist, aber was soll ein Trainer auch sagen, dessen Team seit vier Spieltagen an der Spitze der Tabelle thront.
Als sich Gießelmann und Behrens, längst geduscht und wieder bekleidet, sowie der Rest der Mannschaft schon auf den Weg zur regenerierenden Nachtruhe gemacht hatten, kreisten noch immer Hubschrauber über der Alten Försterei. Die Polizei hatte die Partie gegen die Schweden als Risikospiel eingestuft und mit einem Großaufgebot begleitet. Der 1. FC Union setzte 100 Ordner mehr als üblich ein. Und Fans von Malmö FF mussten neben einer Eintrittskarte zudem ein schwedisches oder dänisches Ausweisdokument vorlegen, um ins Stadion zu kommen.
Grund dafür waren die unschönen Szenen vom Hinspiel eine Woche zuvor. Dass die letztlich halbstündige Spielunterbrechung in Malmö hauptsächlich durch das Abfeuern von Leuchtmunition aus dem Berliner Fanblock Richtung Spielfeld provoziert worden war, hatte Dirk Zingler »stinksauer« gemacht. »Das kennen wir nicht, das machen wir nicht – und hier machen wir das plötzlich«, kritisierte Unions Präsident und übernahm dennoch die Verantwortung. Die Uefa ermittelt.
Der Verein versucht, das Geschehen aufzuarbeiten. Der Grund, dass Fangruppierungen von Malmö FF und Hertha BSC befreundet sind und blau-weiße Berliner Fahnen in der schwedischen Kurve zu sehen waren, kann keine Entschuldigung sein, wenn Unbeteiligte derart gefährdet werden. Groß ist das Unverständnis bei Union auch deshalb, weil der Verein seinen Fans viele Freiheiten gewährt. Und dass auch noch »Verstärkung« – mutmaßlich aus Cottbus und Mönchengladbach – geholt wurde, versteht Zingler ebenso wenig. »Wir laden uns Leute vom Dorf ein«, klagte der Präsident, die man dann nicht im Griff habe.
Am Donnerstagabend war die Atmosphäre zwar hitzig, aber unbedenklich und letztlich vom Jubel getragen. Missstimmung kam dennoch auf. Kritik äußerten diesmal die Berliner Fans an ihrem Verein. »Damals wie heute: gegen Staatsbesuche an der Alten Försterei« – mit diesem Banner bekundeten die Ultras auf der Waldseite ihren Unmut darüber, dass der 1. FC Union am vergangenen Dienstag Viktor Orban das Stadion als Bühne geboten hatte. Das offiziell private Treffen mit dem ungarischen Nationalspieler Andras Schäfer wurde – wer hätte das gedacht – von Ungarns Ministerpräsidenten medial ausgeschlachtet. Auch das will der Verein aufarbeiten.
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