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- Katar-Debatte beim FC Bayern
Nur ein bisschen Frieden für Bayern München
Klubführung übersteht trotz Katar-Sponsoring eine eher ruhige Hauptversammlung
Wenigstens eine Verbalattacke auf das kritische Mitglied Michael Ott konnte sich Uli Hoeneß offenbar nicht verkneifen. Der Ex-Präsident des FC Bayern München sorgte für Aufregung, als er Rechtsanwalt Ott vorwarf, dessen Auftritt sei »peinlich« gewesen. »Das ist der Fußballklub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International«, polterte Hoeneß, nachdem der 29-Jährige kritische Fragen zum Reizthema Katar-Sponsoring an den aktuellen Präsidenten Herbert Hainer gestellt hatte. Kurz nach Ende der Jahreshauptversammlung (JHV) am späten Samstagabend wurden die verbliebenen Menschen im Audi Dome auch noch von einer Bombendrohung aufgeschreckt. Die Halle wurde umgehend geräumt, knapp zwei Stunden später konnte die Polizei Entwarnung geben.
Es sollten die einzig erwähnenswerten Zwischenfälle einer JHV bleiben, die eher ruhig verlaufen war, zumindest nach den Maßstäben des zu großer Aufregung neigenden FC Bayern. Kein Vergleich mit der Revolte bei der Zusammenkunft im November 2021, als viele der damals 780 anwesenden Mitglieder massiv gegen Präsidium und Vorstand aufbegehrt hatten, weil sie sich von diesen in Sachen Katar undemokratisch übergangen fühlten.
Diesmal gab es viel sachlichen Dialog und ein beiderseitiges Bemühen um Versöhnung, zudem war auch eine beträchtliche Zahl vernehmbar unkritischer Mitglieder zugegen. Zuweilen wurde von diesen sogar geäußert, die Debatte über Verstöße gegen Menschen- und Arbeitsrechte in Katar solle nun doch einfach beendet werden. Weiterhin deutlich vernehmbar waren zugleich die inhaltlich großen Differenzen zwischen der Vereinsführung und den nicht wenigen kritischen Mitgliedern in der Kernfrage, ob der FC Bayern den im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag mit Sponsor Qatar Airways verlängern soll oder nicht.
Dennoch blickte Hainer nach der JHV auf einen Abend zurück, der »sehr, sehr gut gelaufen« sei. Dass gerade einige Anspannung vom Präsidenten abfiel, zeigte sich bei der Frage, ob er sich wünsche, dass sich der Verein vor seiner Zeit nie auf das Sponsoring durch Katars staatliche Fluglinie eingelassen hätte. Ein Lächeln legte sich auf Hainers Gesicht, dann sagte der 68-Jährige: »Es ist schon ein Thema, das manchmal auch zu Kopfzerbrechen führt.«
Wie sehr es den Klub weiterhin belastet, hatte sich bei Hainers Wiederwahl bis 2025 gezeigt. Von 1395 stimmberechtigten Mitgliedern votierten am Samstagabend immerhin 218 gegen ihn, 85 enthielten sich. Weil diese Enthaltungen nicht mitgerechnet werden, entsprach dies zwar offiziell einer Zustimmung für Hainer von 83,3 Prozent. Doch dieses scheinbar gute Ergebnis kam einem Denkzettel gleich. Der FC Bayern ist ja eher nordkoreanisch anmutende Wahlergebnisse gewohnt: Als Hainer 2019 erstmals zum Nachfolger von Hoeneß gewählt worden war, hatte er 98,1 Prozent Zustimmung erhalten.
Womöglich wäre der Denkzettel noch deutlicher ausgefallen, hätte sich Hainer nicht für seine »Fehler« bei der im Chaos geendeten JHV des Vorjahres entschuldigt. Zudem hatte er in den vergangenen Monaten Fanklubs besucht und in weiteren Dialogformaten auch das Reizthema Katar debattiert. »Das werden wir weiter ausbauen«, versprach Hainer nun und sagte auch: »Es muss ganz klar unser Ziel sein, dass wir dem Land helfen, es gesellschaftspolitisch weiterzuentwickeln.« Das Bemühen um Austausch erkennen seine Kritiker im Verein an. Zugleich müssten die Gespräche aber »auch Einfluss auf die Entscheidungsfindung« haben und dürften »kein Feigenblatt« sein, forderte Fabian Stammberger als Vertreter der Südkurve.
Man werde das Thema »nach der WM mit Qatar Airways weiter intensiv besprechen«, kündigte der für Sponsorverträge zuständige Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn an. »Wir werden alles abwägen und dann für den FC Bayern eine Lösung finden.« Die Sorge bei vielen Mitgliedern ist allerdings groß, dass ihre Bedenken nun zwar gehört, letztlich aber nicht berücksichtigt werden. Rechtsanwalt Ott erkennt in den zumeist vagen Äußerungen der Klubführung längst eine Tendenz zur Verlängerung des Vertrages mit Qatar Airways. Hinzu kam Hainers Aussage, wonach wohl keine andere Fluglinie ein derart lukratives Sponsoring bieten könne. »Fakt ist, dass wir einen gewissen finanziellen Spielraum brauchen«, fügte Hainer hinzu. Zu Otts Beruhigung dürfte auch nicht beigetragen haben, dass Oliver Kahn seine Ausführungen zur Katar-Debatte mit den Worten beschloss: »Zurück zum Wichtigsten. Zurück zum Sport.«
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