Schwieriges Lernen

Viertklässler schwächeln in Deutsch und Mathe

Die Studienergebnisse sind zwar erschreckend, aber wenig überraschend. Die Fähigkeiten der Viertklässler in den Fächern Deutsch und Mathematik haben sich laut dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) gravierend verschlechtert. Diesen Trend gibt es schon seit 2016, aber während der Corona-Pandemie hat er sich verfestigt.

Im Fach Deutsch haben demnach beim Lesen, Zuhören und Schreiben bundesweit zwischen 18 und 30 Prozent der Kinder noch nicht die Mindestanforderungen erlernt. In Mathe sind es 22 Prozent. Dabei verstärke sich der Zusammenhang zwischen sozialem Hintergrund und Bildungserfolg. Zunehmend schwerer hätten es Kinder aus Zuwandererfamilien. An der Studie beteiligten sich im vergangenen Jahr mehr als 26 000 Schüler.

Die Schulschließungen während der Corona-Pandemie sind laut IQB ein Grund für die Verschlechterung; wie gut ein Schüler lerne, hänge demnach stark an der heimischen Umgebung zusammen. Die Studie untermauert damit bisherige Erkenntnisse und rüttelt die Politik offenbar auf.

Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien (CDU), nannte die Ergebnisse »ernüchternd«. Es werde zu wenig »in den Elementarbereich investiert«, sagte sie. Bereits in der Kita müsse der Erwerb von Deutsch- und Mathe-Fähigkeiten stärker in den Blick genommen werden. »Wir werden uns als KMK überlegen müssen, wie wir wieder mehr Bildungsgerechtigkeit herstellen können«, erklärte Prien.

Auch Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) fordert langfristige Maßnahmen vor allem dort, wo die Herausforderungen am größten sind: bei Kindern mit Zuwanderungshintergrund und in sozial herausfordernden Lagen. Dabei hat die Bundesregierung bereits ein zwei Milliarden Euro umfassendes Aufholprogramm aufgelegt, das aber laut einer Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin die bedürftigen Kinder oft noch nicht erreicht hat.

»Wir Lehrerinnen und Lehrer wissen natürlich genau, wo unsere Schülerinnen und Schüler stehen«, erklärte Simone Fleischmann, stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). Sie weist schon lange darauf hin, dass es einen akuten Lehrkräftemangel gibt. Ebenso in den Kitas, wo rund ein Drittel der Einrichtungen den geforderten Betreuungsschlüssel nicht erreicht. Bislang seien aber Forderungen »nach Inklusion, multiprofessionellen Teams oder individueller Förderung ins Leere gelaufen, «weil eben hinten und vorne Personal fehlt», erklärte Fleischmann.

Ähnlich sieht es die Erziehungsgewerkschaft GEW. «Jetzt rächt sich, dass der Primarbereich vernachlässigt wurde», sagte ihr Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze. «So legt man nicht die notwendigen Grundlagen für das zukünftige Leben der Kinder.»

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