Ein freies Vögelchen namens Twitter

Robert D. Meyer zum Twitter-Kauf durch Elon Musk

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist keine gute Nachricht, wenn ein exzentrischer, seine Standpunkte nach Tageslaune und Gemütszustand ändernder Milliardär einen der wichtigsten globalen Kommunikationskanäle übernimmt. Elon Musk hat für 44 Milliarden US-Dollar Twitter gekauft. Er feiert dies mit der Kurznachricht: »The bird is freed« – »Der Vogel ist befreit«. Eine Anspielung auf den kleinen blauen Twitter-Vogel, die verstört. Suggeriert der Unternehmer doch damit, der Plattform mangele es an Meinungsfreiheit. Das sagt ausgerechnet jemand, der auf Twitter Justin Trudeau mit Hitler verglich, nur weil der kanadische Premier nicht Musks rechtslibertäre Ansichten vom völlig entfesselten Unternehmertum teilt.

Dennoch ist alles andere als sicher, wohin sich Twitter unter dem 51-Jährigen entwickelt. Einerseits warf Musk als erste Amtshandlung führende Manager*innen raus und ernannte sich selbst zum Twitter-Chef. Andererseits versucht er Werbekund*innen zu beruhigen. Gerade auf dem wichtigen und sensiblen US-Markt kann Musk den Kurznachrichtendienst nicht zu einer ungehemmten Hassmaschine verkommen lassen, auch weil er sich für den Kauf viele Milliarden geliehen hat.

Nun sollte das digitale Miteinander nicht von Marktinteressen abhängen. Es kommt auch auf die EU und die Zivilgesellschaft an klarzustellen, dass Meinungsfreiheit im digitalen Raum nichts mit der Verbreitung von Rassismus, Antisemitismus und anderen menschenfeindlichen Äußerungen zu tun hat. Gleichzeitig muss Twitter frei genug sein, weil es ein Werkzeug demokratischer Oppositionskräfte in autoritär regierten Staaten weltweit ist. Es ist ein Spagat, der mit einem launischen Spieler wie Musk nicht leichter wird.

Am Ende hilft vielleicht nur, ein europäisches, öffentlich-rechtlich organisiertes soziales Netzwerk aufzubauen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.