Auf dem Rücken der Betroffenen

Max Zeising über den Streit um das neue Bürgergeld

  • Max Zeising
  • Lesedauer: 2 Min.

Wir leben in erhitzten Zeiten, nicht nur in puncto Klimawandel. Laut einer aktuellen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der ARD sehen fast zwei Drittel der Wähler*innen den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland gefährdet. Am stärksten polarisierend wirkt aus Sicht der Befragten die Schere zwischen Arm und Reich: 76 Prozent betrachten diese als großen oder sehr großen Konflikt.

Und nun? Sehen wir ein regelrechtes Theater um sagenhafte 53 Euro Erhöhung für jene, die es derzeit nicht in den Arbeitsmarkt schaffen. Das kann verschiedene Gründe haben, und nicht immer sind diese für Leute wie Friedrich Merz, der sich wahrscheinlich mehr Sorgen um die Funktionstüchtigkeit seines Privatflugzeuges als um sein Einkommen macht, vollständig ersichtlich. Wer in schwierigen privaten Verhältnissen lebt, wem bestimmte Zugänge zu Bildung und Gesundheit verwehrt geblieben sind, der hat es schwerer, Talente und Leistung abzurufen.

Es gibt Menschen, die in einem wahren Teufelskreis gefangen sind. Diese Betroffenen wissen nun nicht einmal, wie es weitergeht. Denn die Union blockiert das Bürgergeld, weil es aus ihrer Sicht die Arbeitsmoral senke. Dabei missachtet sie, dass jüngst eine Studie des Berliner Instituts für empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung herausgefunden hat, dass Hartz-IV-Sanktionen ihr Ziel verfehlen, Menschen in Arbeit zu bringen. Es ist also schon inhaltlich falsch, an diesem System festzuhalten.

Hinzu kommt, dass der endlose Streit nicht dafür sorgt, das Vertrauen in die Politik zu stärken. Dieses Vertrauen ist aber wichtig für ein gutes Zusammenleben in einer Demokratie. Es braucht politische Kräfte, die Konflikte nicht auf dem Rücken von Betroffenen austragen, sondern Solidarität in der Gesellschaft fördern.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -