Keine Jugendhilfe mit Ditib

Stadt Essen wirft Islamverband fehlende Dialogbereitschaft vor

Im Dezember 2021 stellte die Ditib-Gemeinde aus dem Essener Stadtteil Altendorf einen Antrag, als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt zu werden. Es gehe um eine Gruppe von 15 bis 20 Jugendlichen, die sich über religiöse und gesellschaftliche Themen austauschen, hieß es damals von Ditib. Anerkannte Träger der Jugendhilfe genießen zahlreiche Vorteile. Sie können etwa leichter auf städtische Räumlichkeiten zurückgreifen und Fördergelder beantragen.

Als die Ditib den Antrag stellte, regte sich schnell Protest. Civan Akbulut, kurdischstämmiges Mitglied des Integrationsrats und der Essener Linken, sprach sich klar gegen den Islamverband aus. Akbulut kritisierte die Nähe zum türkischen Staat und die von Ditib verbreitete Ideologie. Es gäbe eine Nähe zu den faschistischen Grauen Wölfen, Antisemitismus und Sexismus gehörten bei der Ditib zur Tagesordnung. Auch auf nachrichtendienstliche Tätigkeiten von Imamen aus Ditib-Moscheen machte Akbulut aufmerksam. In einer Erklärung von über 30, großteils migrantischen Vereinen, hieß es damals, Ditib sei als Träger der Jugendhilfe „ungeeignet». Eine Entscheidung für den Verband würde „die Gefahren dieser Strukturen verharmlosen, die Betroffenen demütigen und deutlich falsche Signale setzen».

Der Essener Jugendhilfeausschuss entschied sich, die Entscheidung über Ditib zu vertagen. Auch aus anderen Parteien, etwa von den Grünen, war Kritik an dem Verband geäußert worden. Die Stadt Essen entschied sich, das Gespräch mit der Ditib-Gemeinde zu suchen. Die Motivation, warum sie Träger der Jugendhilfe werden will, sollte geprüft werden.

Essens Jugenddezernent Muchtar Al Ghusain erklärte nun gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung», dass sich die Gespräche mit der Ditib erst hingezogen hätten und dann ganz abgebrochen seien. „Von der Ditib gab es irgendwann keine Rückmeldung mehr. Das ist aber das Mindeste, was man verlangen kann», so Al Ghusain. Der Jugendezernent erklärte außerdem, dass die Stadt keinen Verein in der Jugendhilfe haben wolle, der „aus der Türkei gesteuert» werde. Es gäbe Zweifel, dass der Islamverband im Einklang mit dem Grundgesetz stehe. Diese Zweifel seien nicht ausgeräumt worden. Das Verfahren wurde abgebrochen. Sollte die Ditib einen zweiten Anlauf starten, so sei das aber möglich. Alle Zweifel müsste die Gemeinde vorher ausräumen.

Für Civan Akbulut bestätigt der Abbruch des Dialogs, dass das Engagement gegen Ditib richtig war. Ditib sei „völlig ungeeignet für die Jugendhilfe», so der Linke. Es sei gut, dass sich Betroffene zu Wort gemeldet und auf die Gefahren aufmerksam gemacht hätten. Die Entscheidung der Stadt begrüßte Akbulut. 

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