Ein Deckel für Gehälter

Robert D. Meyer über die Mentalität der früheren RBB-Führung

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Selbst seinen größten Unterstützer*innen macht es der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk (ÖRR) wirklich schwer, nicht an den seit Monaten im Wochentakt enthüllten Skandalen und Fragwürdigkeiten zu verzweifeln. Einziger Lichtblick: Die eigenen Journalist*innen arbeiten äußerst gründlich auf, was sich da in den Führungsetagen über Jahre an Seilschaften entwickelte. Ihnen ist kein Vorwurf zu machen.

Durch ihre Recherchen wurde jetzt bekannt, dass der frühere RBB-Chefredakteur Christoph Singelnstein neben seiner gesetzlichen Rente und einem jährlichen Ruhegeld von mehr als 100 000 Euro auch noch einen lukrativen Beratervertrag mit dem Sender am Laufen hat. Insgesamt kassiert er damit laut Bericht vom RBB monatlich rund 15 000 Euro, so viel wie früher ungefähr als Chefredakteur. Absolut unüblich, heißt es unisono aus dem ARD-Senderverbund, doch unter der entlassenen Intendantin Patricia Schlesinger war offensichtlich vieles möglich. Was die 61-Jährige den Öffentlich-Rechtlichen an Schaden bereitet hat, ist nicht zu bemessen.

Das Problem: Nicht gerade wenige in den ÖRR-Führungsetagen erheben den Anspruch, unter mit dem Privatfernsehen vergleichbaren Bedingungen arbeiten zu können. Dort sind sechsstellige Jahresgehälter, Boni und Zulagen üblich, bei den Großen geht es in die Millionen. Doch der Unterschied ist offensichtlich und wird dennoch ignoriert: Hier geht es nicht um private Geschäfte, sondern den sorgsamen Umgang mit öffentlichen Geldern – um nichts anderes handelt es sich bei Rundfunkbeiträgen.

Fehl läuft auch die Annahme, solche Summen seien nötig, um geeignetes Spitzenpersonal zu finden. Merkwürdigerweise ist dieses Argument nie zu hören, wenn es zum Beispiel um die Ernennung neuer Bundesrichter*innen geht, allesamt Top-Jurist*innen, die mit privaten Kanzleien problemlos mehr verdienen könnten.

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