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Mouhameds Tod – kein Einzelfall
In Dortmund gedachten mehr als 2000 Menschen des Jugendlichen aus dem Senegal, der im August von Polizisten erschossen wurde
Wenn die deutsche Polizei einen Menschen erschießt, noch dazu einen Schwarzen, dann ertönt in weiten Teilen der liberalen Gesellschaft die Forderung nach einer lückenlosen Aufklärung. So auch bei dem von der Dortmunder Polizei Anfang August erschossenen Mouhamed Lamine Dramé. Die Ermittlungen verlaufen jedoch nur schleppend. Noch gibt es viele ungeklärte Fragen zum Tod des jungen senegalesischen Flüchtlings, der mit sechs Schüssen aus einer Maschinenpistole getötet worden war. Die Staatsanwaltschaft Dortmund lässt Presseanfragen unbeantwortet und berichtet auch dem Innenausschuss des NRW-Landtags, wo der tödliche Polizeieinsatz am vergangenen Donnerstag mal wieder auf der Tagesordnung stand, nichts wirklich Neues.
Was genau an jenem Montag im August passierte – warum elf Polizisten einem 16-Jährigen ein Messer, das er mutmaßlich in seiner rechten Hand hielt, um sich damit selbst Schaden zuzufügen, nicht abnehmen konnten – das wollten am vergangenen Samstag mehr als 2000 Demonstranten wissen. Sie forderten Gerechtigkeit für Mouhamed und kritisierten das offenkundig maßlose und unprofessionelle Vorgehen der Dortmunder Polizei, die nach neuesten Recherchen die anfänglich »ruhige und statische Lage« überhaupt erst eskaliert haben soll.
Am Einsatz beteiligte Polizisten haben laut Recherchen des WDR ausgesagt, dass Mouhamed zu keinem Zeitpunkt aggressiv gewesen sei. Erst nachdem der Einsatzleiter angeordnet hatte, den 16-Jährigen mit Pfefferspray anzugreifen, sei die Situation eskaliert. Und zwar innerhalb von Sekunden. Das Narrativ der Notwehr der Polizei wird also selbst in den eigenen Reihen infrage gestellt.
Aus dem Dortmunder Polizeifunkverkehr vom 8. August geht laut WDR hervor, dass zwischen dem Einsatz des Pfeffersprays und den fast zeitgleichen Taser- und Maschinenpistolen-Schüssen nicht einmal 20 Sekunden gelegen haben sollen. Und das, obwohl Mouhamed bis dahin ruhig in einer Ecke saß und keine anderen Menschen bedroht hatte. Deshalb spricht die Aktivistin Sarah Claßmann vom veranstaltenden Solidaritätskreis »Gerechtigkeit für Mouhamed« explizit von »Mord«, der als solcher auch so behandelt werden müsse.
Ein breites Bündnis an Vereinen, Initiativen und Organisationen zog mehr als drei Monate nach dem Tod von Mouhamed am Samstag durch die Dortmunder Nordstadt und durch Teile der Innenstadt. Ihre Forderung: Gerechtigkeit und Aufklärung für Mouhamed und seine Familie im Senegal.
Bei der weitgehend friedlich verlaufenden Demonstration ging es aber nicht ausschließlich um den »Einzelfall« Mouhamed. Unter dem übergeordneten Motto »Es gibt 1000 Mouhameds. Sie verdienen Gerechtigkeit«, gedachten die Demonstranten Opfern von tödlicher Polizeigewalt. Außerdem wurde seitens der Demonstranten deutlich gemacht, dass es sich um ein strukturelles Problem, nicht um singuläre Einzelfälle bei der Polizei handele.
Heidi, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, reiste eigens aus Berlin an. »Ich will hier ein Zeichen für Gerechtigkeit setzen. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.« Ähnlich sieht es Siaka, ein gebürtiger Gambier aus Bremen. Er verlangt ein Ende der »rassistischen und systematischen Gewalt der Polizei gegenüber Schwarzen Menschen«.
Immer wieder skandalisierten die Demonstranten die Polizeipraxis. Unzählige Male wurde »Mouhamed, das war Mord« oder »Polizisten, Mörder und Rassisten« gerufen. Sowohl unabhängige Aufklärungsinstanzen bei Polizeigewalt wurden gefordert als auch ein Ende von Straflosigkeit bei Polizeigewalt.
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