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»Zensur« bei der Fußball-WM in Katar
Die Fifa verbietet unter Strafandrohung das Tragen der »One Love«-Kapitänsbinde
Auf offizielle Medieninformationen des Fußball-Weltverbandes Fifa wartete man am Montag vergeblich. Es war ja auch wieder mal keine Erfolgsmeldung, die es zu verkünden galt. Spätestens als Harry Kane die englische Mannschaft am Nachmittag zum Gruppenspiel gegen Iran (6:2) auf den Rasen führte, war klar: Die Fifa hat sich durchgesetzt. Englands Kapitän spielte ohne die »One Love«-Binde am Oberarm.
»Eine Liebe« – mit dem bunten Herz als Logo der Kampagne wollten neben England auch die Teams aus Deutschland, Dänemark, Wales, Belgien, der Schweiz und den Niederlanden ein Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung jeder Art setzen. Am Montag, kurz vor dem ersten Spiel der Engländer, verbot die Fifa mit Verweis auf die geltenden Regularien das Tragen der Kapitänsbinde.
Das Entsetzen war groß. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte, dass »selbst diese symbolische Geste der Solidarität mit LGBT-Personen von der Fifa und den Behörden in Katar nicht erlaubt« wird. Ob die deutsche Politik Konsequenzen zieht, bleibt abzuwarten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wollte eigentlich direkt aus der Türkei zum ersten Spiel des deutschen Teams am Mittwoch gegen Japan nach Katar reisen, behielt sich aber eine Änderung ihrer Reisepläne noch vor.
Die sieben betroffenen Verbände reagierten mit einer Stellungnahme: »Wir sind sehr frustriert über die Entscheidung. Wir haben die Fifa im September schriftlich über unseren Wunsch informiert, dass wir die ›One Love‹-Armbinde tragen wollen, um die Inklusion im Fußball aktiv zu unterstützen, und haben keine Antwort erhalten.«
Inwieweit die aktuelle Antwort auf Drängen der viel kritisierten katarischen Gast- und Geldgeber zurückzuführen ist, blieb am Montag noch unklar. Ganz eindeutig ist sie ein weiterer Beweis für das verlogene und gewissenlose Handeln des Weltverbandes. Sie unterstütze Kampagnen wie »One Love«, aber dies müsse im Rahmen der allen bekannten Regeln erfolgen, teilte die Fifa mit. Sie hätte ihre eigenen Regeln ja auch ändern können. Aber schon im Streit um den Alkoholverkauf hatten sich die Katarer kurz vor dem Anpfiff dieser WM durchgesetzt.
Auch der Deutsche Fußball-Bund fand klare Worte. Für DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff fühlte sich das Verbot der Binde »stark nach Zensur« an. »Es handelt sich um eine Machtdemonstration der Fifa«, sagte Verbandspräsident Bernd Neuendorf. Gleichzeitig berichtete er von »eindeutigen Drohungen« des Weltverbandes bei den Gesprächen am Montag und einer Ungewissheit über die Art der möglichen »sportlichen Sanktionen«. Ob Punktabzug oder persönliche Strafen für Spieler – auch Torwart Manuel Neuer wird eine andere Kapitänsbinde tragen.
Katar und die Fifa fürchten die Macht der Bilder. Der Kniefall der Engländer als Zeichen gegen Rassismus vor dem Anpfiff war im ZDF nicht zu sehen – stattdessen Werbung für den Sponsor: Emirates, die staatliche Fluggesellschaft Dubais.
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