Das Bürgergeld wird kommen

Vermittlungsausschuss macht den Weg frei fürs Bürgergeld

Vertreterinnen und Vertreter von Bundestag und Bundesrat haben sich auf den Kompromissvorschlag zum Bürgergeld geeinigt. Nachdem der ursprüngliche Gesetzesentwurf von der Union im Bundesrat blockiert wurde, hatten sich die Ampel-Parteien und die Union auf einen Kompromiss verständigt. Dieser beinhaltet unter anderem die Streichung der »Vertrauenszeit« von sechs Monaten, in der manche Sanktionen nicht möglich sein sollten. Das Schonvermögen ist nur noch halb so hoch, wie von der Ampel-Koaliton geplant. Auch die Karenzzeit, in der die Angemessenheit der Wohnungsgröße nicht geprüft wird, ist nun verkürzt worden.

Diesen Änderungen des Gesetzesentwurfs stimmte am Mittwochabend der Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat zu. Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) dankte der CDU und CSU für ihre Zustimmung zu seinem Haushalt in der Bundestagsdebatte am Donnerstag. Die Einigung mit der Union sei auch eine Chance, »eine gesellschaftliche Polarisierung zu entgiften«, so Heil. Während die SPD das Bürgergeld als einen »Systemwechsel« bezeichnete, lobte die Union sich dafür, einen solchen verhindert zu haben. Es handele sich lediglich um eine »Weiterentwicklung von Hartz IV«, so etwa Stephan Stracke (CSU). Markus Kurth (Grüne) kritisierte am Donnerstag, Unionsvertreter hätten in der wochenlangen Debatte um das Bürgergeld Langzeitarbeitslose »diffamiert«. Er sei froh, dass es in der Union auch Vertreter gebe, die zu einem rationalen Diskurs fähig seien, was den Kompromiss möglich gemacht habe.

»Die Ampel hat sich von der CDU bereitwillig über den Tisch ziehen lassen«, erklärte Gesine Lötzsch (Linke) gegenüber »nd«. Sie habe im Vermittlungsausschuss für ihre Fraktion gegen das Kompromissergebnis zum Bürgergeld gestimmt. Kritik kam am Donnerstag auch von der Nationalen Armutskonferenz (nak). »Im Bürgergeld-Entwurf gab es erste zarte Ansätze, Sanktionen deutlich abzumildern, Beratung menschenfreundlicher zu gestalten und umfassendere Hilfen zu verwirklichen«, so Carmen Mauerer von der nak. »Die harte Diskriminierung und Brandmarkung von sozial Ausgegrenzten, die besonders unter der gegenwärtigen Krise leiden, ist dagegen in den Vordergrund geraten«. Die Erhöhung der Regelsätze läge weiterhin deutlich unter dem tatsächlichen Existenzminimum und gleiche nicht einmal die Inflation voll aus.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.