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Fortschritte beim Flaggschiff

Rohbau von Berlins größtem Schulbauprojekt abgeschlossen

  • Marten Brehmer
  • Lesedauer: 4 Min.

Berlin braucht dringend mehr Schulplätze. Während die Zahl der Schüler bedingt durch das große Bevölkerungswachstum des vergangenen Jahrzehnts Jahr für Jahr neue Rekorde erreicht, wird es in den Schulen immer enger. Auch mit zusätzlichen Bänken in den Klassenräumen konnte im Sommer erst im letzten Moment verhindert werden, dass einzelne Schüler ohne Schulplatz bleiben. Zumindest ein wichtiger Zwischenschritt beim Schulneubau konnte am Mittwoch erreicht werden: Der Rohbau des größten Schulneubauprojekts, einem gemeinsamen Gebäude für ein Gymnasium und eine Integrierte Sekundarschule an der Allee der Kosmonauten in Lichtenberg, unweit vom Königin-Elisabeth-Krankenhaus, wurde abgeschlossen.

»Wirklich stolz« könnten die Berliner auf das Mammutprojekt sein, sagt die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey bei einer Führung durch den Rohbau, während im Hintergrund weiter Bauarbeiter an der Fassade arbeiten. 1600 Schüler sollen an den zwei Schulen unterrichtet werden. Rechnet man die Pädagogen hinzu, werden also etwa 2000 Menschen jeden Tag den Haupteingang passieren. Eine Mensa und zwei große Sporthallen sollen den Schülern zur Verfügung stehen, dazu ein großer Außensportbereich mit Fußball- und Volleyballfeldern, wie Architekt Gregor Poduschka an einem Modell erläutert.

Das Kernstück: Die Schule soll baulich in mehrere »Compartments« für jeweils 150 Schüler geteilt werden. »Die 15 Herzen der Schule« nennt Poduschka die Flügel. In den Compartments gruppieren sich die Unterrichtsräume um ein zentrales Forum, das als Begegnungs- und Arbeitsraum fungieren soll. Zu jedem Klassenzimmer soll es zudem einen Gruppenarbeitsraum geben. Auch spezielle Räume für Naturwissenschaften und Lehrerzimmer sollen in den Compartments untergebracht werden. Auf diese Weise sollen »moderne pädagogische Konzepte« räumlich unterstützt werden und »maßgeschneiderte Ansprache« des Förderungsbedarfs ermöglicht werden, so Poduschka.

Nicht nur die anwesenden Journalisten, sondern auch Franziska Giffey wirken von dem komplexen baulichen Konzept jedoch überfordert. Die Regierende fragt, ob man sich das als »Klassen-WG« vorstellen müsse und bittet um eine Erklärung, wie es »bei Musterschüler Paulchen« ablaufen würde. Lichtenbergs Bezirksschulstadträtin Filiz Keküllüoğlu lobt das Konzept dagegen: »Hier wird viel Raum für Begegnung geschaffen.« Das erlaube ein »gegenseitig befruchtendes Zusammensein« zwischen den diversen Schülerschaften der Sekundarschule und des Gymnasiums.

Zum Schuljahr 2024/2025 sollen die zwei Schulen in Betrieb gehen. Bis dahin darf es auf keinen Fall zu Verzögerungen kommen, wie Bauleiter Pawel Kampa sagt, da sonst ein ganzes Schuljahr verloren ginge. Das Bauprojekt ist, so Giffey, das »Flaggschiff« der Berliner Schulbauoffensive, mit der 70 000 neue Schulplätze geschaffen werden sollen. Bisher sind durch die Schulbauoffensive etwa 25 000 Schulplätze hinzugekommen, davon mehr als 5000 in diesem Jahr. »Wir ernten jetzt die Früchte der jahrelangen Vorarbeit«, sagt Giffey. »Gerade durchschneiden wir jede Menge Bänder.«

»Kein Bundesland investiert so viel Geld in Schulneubau wie Berlin«, sagt Alexander Slotty, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Bildung, im Anschluss an die Veranstaltung zu »nd«. Noch vor wenigen Jahren habe man nur etwa 150 Millionen Euro im Jahr für Schulneubau im Haushalt zur Verfügung gehabt, inzwischen sei es etwa eine Milliarde Euro. Gerade seien mit dem Nachtragshaushalt noch mal 300 Millionen Euro hinzugekommen. Wie viel davon den Preisanstieg bei Baukosten ausgleicht und wie viel neue Investitionen sind, kann er nicht beziffern. »Für uns ist das Wichtigste, dass es Liquidität bei den Bauherren gibt«, sagt er. Kritik an den gestiegenen Kosten kann er nicht verstehen: »Wir investieren jetzt, damit die Schulen nachher weniger Kosten etwa bei der Energie haben.«

Bauherrin des Schulneubaus an der Allee der Kosmonauten ist die Howoge. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft ist vor allem mit dem Bau von größeren Schulen ab 800 Schülern betraut, wie Geschäftsführer Ulrich Schiller erläutert. Die Beteiligung der Howoge war zunächst umstritten, weil die Wohnungsbaugesellschaft erst eine Abteilung für den Schulbau neu aufbauen musste. Für Staatssekretär Slotty ist die Kooperation aber auch rückblickend »eine ziemlich gute Idee«. Die Koordination mit dem Wohnungsneubau sei so erleichtert worden. Bei Wohnungsbauprojekten wie der Europacity in Mitte könne der Schulbau direkt mitgeplant werden.

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