- Kommentare
- Friedrich Merz
Radikalisierung und Polemik in der CDU
Robert D. Meyer über die Abschiebeforderung von Friedrich Merz
Angesichts von 12,9 Millionen Menschen, die innerhalb der nächsten 15 Jahre in Rente gehen, müsste es sogar Konservativen einleuchten, dass zur Stabilisierung des Rentensystems und der Wirtschaft viele zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht werden. Warum nicht pragmatisch jenen Menschen eine Chance geben, die längst da sind, die der deutsche Staat aber meint wieder loswerden zu müssen? Statt eine Qualifizierungsoffensive auch für abgelehnte Asylsuchende zu fordern und diesen womöglich eine Perspektive bis hin zur deutschen Staatsbürgerschaft einzuräumen, reagiert Friedrich Merz, wie es Konservative oft tun: Er ruft schlagzeilenträchtig nach massenhaften Abschiebungen.
Mit solch einer Reaktion bewegt sich der CDU-Vorsitzende nicht nur auf AfD-Niveau, er vergibt auch die Chance, tief verwurzelte Denkmuster in seiner Partei zu hinterfragen. Statt sich in der Opposition zu modernisieren, beschreitet die Christdemokratie unter Merz einen Weg der Radikalisierung, Polarisierung und Polemik. Innerparteilicher Widerstand liberaler Stimmen ist kaum zu hören. Für die bis 2024 geplante Neufassung des CDU-Grundsatzprogramms verheißt das nichts Gutes.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.