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Dänische Enzymhersteller wollen Weltmarkt beherrschen
Zwei Konzerne kündigen die größte Fusion in der Wirtschaftsgeschichte des nordischen Landes an
In Dänemark bahnt sich eine große Fusion an. In aller Stille hatten die beiden größten dänischen Enzymhersteller, Novozymes und Chr. Hansen, monatelang über die Zusammenlegung verhandelt, und entsprechend groß war die Überraschung in der Öffentlichkeit, als dies dieser Tage publik wurde. Beide Unternehmen gehören zu den zehn wichtigsten Enzymherstellern der Welt. Ihre Fusion wird ihnen die notwendige finanzielle und forschungsmäßige Kraft geben, ihre Position auf dem Weltmarkt zu behaupten und zum global führenden Enzymhersteller zu werden.
Die Zusammenlegung beider Konzerne ist eher eine Übernahme, denn Novozymes wird den Konkurrenten Chr. Hansen für etwa 1,2 Milliarden Euro kaufen. Die Übernahme wird die größte sein in der dänischen Wirtschaftsgeschichte und bedarf noch der kartellrechtlichen Zustimmung der Wettbewerbsbehörden. Bereits sicher ist es, dass die führenden Manager von Novozymes die leitenden Positionen des neuen Biotechnologieunternehmens einnehmen werden.
Enzymhersteller sind für die breite Öffentlichkeit eher unbekannte Unternehmen, aber das tut ihren Produkten Unrecht. Die Enzymproduktion ist in den vergangenen etwa 20 Jahren stark gestiegen und hat sich neben den traditionellen Wirtschaftszweigen Lebensmittel – insbesondere Käse und andere milchbasierte Produkte – und Kosmetik weitere Anwendungsfelder erobert. So sind Enzyme unverzichtbar bei der Herstellung von Waschmitteln für niedrige Temperaturen oder von Kraftstoffen mit Bioanteil. Auch in Biogasanlagen kommen sie zur Anwendung, um den Ausnutzungsgrad des biologischen Ausgangsmaterials zu erhöhen.
Von Seiten der Verbraucher wird immer stärker der Einsatz von nachhaltigen, umwelt- und gesundheitsfreundlichen Rohstoffen bei der Produktion von Kosmetik, Medizin und Lebensmitteln gefordert, um der steigenden Allergiegefahr entgegenzuwirken. Die Produktion von Aspirin erfordert beispielsweise auch den Einsatz von Enzymen. Langfristig ermöglicht die Kombination biotechnologischer und chemischer Verfahren den Übergang der petrochemiebasierten in eine auf nachwachsenden Rohstoffen basierte Stoffproduktion. In allen Geschäftsfeldern nehmen Novozymes und Chr. Hansen weltweit starke Positionen ein und rechnen mit jährlichen Wachstumsraten von fünf bis acht Prozent.
Beide Unternehmen haben ihre Produktion in Dänemark in den letzten Jahren erheblich ausgebaut. Mit ihrer Fusion wollen sie nun zum Weltmarktführer aufsteigen. Folglich ist die Erwartung hoch, dass sie ihre Produktionskapazitäten weiter ausbauen werden – auch wenn dies nicht notwendigerweise im eigenen Land passieren wird.
Chr. Hansen hat sich auf Enzyme und mikrobielle Stoffe für den Lebensmittelsektor konzentriert, während die größten Geschäftsbereiche von Novozymes-Enzyme Haushaltsprodukte, Lebensmittel und Getränke sowie Biokraftstoffe sind. Es gibt damit ausreichende Überschneidungen, die die Zusammenlegung laut den Worten des Novo-Holdings-Vorsitzenden Lars Rebien Sørensen zu einem »perfekten Match« machen. Novozymes hatte 2021 einen Umsatz von knapp zwei Milliarden Euro und einen Gewinn von rund 400 Millionen Euro, während Christian Hansen rund 225 Millionen Euro verdiente bei einem Umsatz von etwas über einer Milliarde Euro.
Die Novo Holdings spielte bei den Verhandlungen eine wichtige Rolle, denn sie ist dominierend im Besitzerkreis von Novozymes und besitzt bereits 22 Prozent der Aktien von Chr. Hansen. Wie der Name schon andeutet, ist die Novo Holdings der Hauptbesitzer des weltgrößten Insulinherstellers Novo Nordisk und hält Anteile an einer Reihe anderer Pharmaunternehmen. Auch sollen Medienberichten zufolge die Banken beider Unternehmen die Fusion vorangetrieben haben.
Die Verhandlungen wurden angespornt von anderen Fusionen und strategischen Kooperationsabsprachen zwischen anderen Enzymherstellern. So kaufte der niederländische Markt DSM einen schweizerischen Konkurrenten, während die deutschen Hersteller Symrise und Evoxx im Sommer dieses Jahres eine Partnerschaft in der Forschung, Entwicklung und Herstellung von Enzymen und Probiotika für Kosmetikartikel ankündigten. Ein weiterer Beweggrund für die Zusammenlegung der Firmen dürfte auch gewesen sein, dass der amerikanische Dupont-Konzern 2011 den wichtigen dänischen Enzym- und Ingredientshersteller Danisco übernommen hatte. Danisco hatte seinerseits einen finnischen und amerikanischen Wettbewerber übernommen, konnte seine Selbstständigkeit aber trotzdem
nicht bewahren.
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