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Kämpfer gegen Landraub
Lokale Gemeinschaften setzen sich in Senegal gegen Landraub zur Wehr
Der Weg von El Hadji Faye, Sohn einer bäuerlichen Familie im Senegal, war eigentlich vorgezeichnet. Wie die Eltern sollte er mit einem kleinen Stück Land seinen Lebensunterhalt verdienen. »Meine Mutter schuftete von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang auf ihrem kleinen Acker, damit ich zur Schule gehen konnte.« Mit den bescheidenen Einnahmen aus dem Verkauf von Hirse, Mais und Erdnüssen konnte die Familie El Hadjis Ausbildung finanzieren.
Der Junge übertraf alle schulischen Erwartungen. Er war so fleißig und gut, dass er sein Abitur mit Auszeichnung schaffte. So stand ihm die Welt für alle Berufe offen. Doch statt mit einem Jura- oder Medizinstudium viel Geld zu verdienen und vielleicht sogar ins Ausland zu gehen, hatte El Hadji andere Pläne. Er studierte Soziologie und wurde politischer Aktivist im Senegal, weil er sich um die Belange von Kleinbäuerinnen und -bauern kümmern wollte.
El Hadji schloss sich Enda Pronat an, einer Organisation, die den Menschen auf dem Land eine Zukunft in ihrer Heimat sichern möchte. Im Senegal lebt jeder Zweite von der Landwirtschaft. Doch diese Lebensgrundlage ist seit Jahren in Gefahr. Zum einen führt der Klimawandel zu immer dramatischeren Dürren, wodurch das Wasser immer knapper wird und die Böden erodieren. Zum anderen gibt es seit Jahren eine Welle von Landaneignungen durch ausländische Konzerne.
Eigentlich wird das Land im Senegal seit jeher gemeinschaftlich genutzt. Familien und Gemeinschaften erhalten Nutzungsrechte, die nicht verkauft werden. Doch für Politiker sind Geschäfte mit ausländischen Investoren ein lukratives Geschäft. Meist stehen die lokalen Gemeinschaften wehrlos da, wenn finanzkräftige Agro-Unternehmen kommen und ihnen das Land wegnehmen.
Enda Pronat will dies nicht zulassen und unterstützt die Bevölkerung im Kampf gegen Landgrabbing. Ein Beispiel ist die Gemeinde Dodel im Norden des Senegals. Dort hatte der Gemeinderat 2017 ohne Wissen der Bevölkerung einem marokkanischen Unternehmen 10 000 Hektar Land zugesprochen. Dadurch hätten 36 000 Bäuerinnen und Bauern ihr Land sowie den Zugang zu Wäldern und Weideflächen verloren.
El Hadji half den betroffenen Menschen, ihren Protest zu organisieren. Die Bewohner*innen der 23 betroffenen Dörfer verschafften sich bei Gemeindeversammlungen, in den Medien und in der Politik Gehör. Sie reichten Protestschreiben bei Behörden und an den Innenminister ein und klagten vor dem Obersten Gerichtshof.
Nach neun Monaten erbitterten Kampfes gegen einen übermächtigen Gegner geschah das Undenkbare: Das Oberste Gericht annullierte den Landraub, denn er verstieß gegen das geltende Bodenrecht. Die Kleinbäuerinnen und -bauern von Dodel konnten in ihrer Heimat bleiben und ihr Land behalten. Der Fall wurde landesweit zum Symbol für erfolgreichen Widerstand.
El Hadji ist stolz und glücklich: »Früher, als es mit dem Landraub begann, hatten die Menschen vor allem Angst. Ich bin landauf, landab gereist, um sie über ihre Rechte aufzuklären. Heute vergeht kein einziger Tag, an dem die Bevölkerung nicht irgendwo spontan gegen versuchten Landraub aufbegehrt. Und weil man mich kennt, werde ich meist sofort kontaktiert. Dann helfe ich den Gemeinden dabei, ihr Land und ihre Umwelt zu verteidigen.«
Ohne das Engagement von Aktivist*innen wie El Hadji hätten viel mehr Bäuerinnen und Bauern im Senegal ihr Land und ihre Lebensgrundlage für immer verloren.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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