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Rambazamba zum Heiligen Fest
So unterschiedlich die Weihnachtsbräuche in aller Welt, gefeiert wird in Familie
Weihnachtsmorgen oder Heiligabend – dieser Tag läuft in den meisten Familien nach einem eingespielten Ritual ab: Baum, Essen, Geschenke. Bei einigen kommt noch der Kirchenbesuch hinzu. In anderen Ländern geht es da viel weniger besinnlich zu. Da wird mit Stöcken geschlagen oder in die Sauna gegangen. Wir stellen ein paar Länder und ihre Weihnachtsbräuche vor.
Mexiko:
Auf sie mit Gebrüll
Zwar sind weiße Weihnachten auch in weiten Teilen Deutschlands eher eine Seltenheit, in Mexiko gibt es sie nie. Und die Bescherung findet erst am 6. Januar statt. Gemäß der Weihnachtsgeschichte war das der Zeitpunkt, zu dem die Heiligen Drei Könige ihre Geschenke an das Jesuskind überreichten. Die Piñata spielt dabei eine zentrale Rolle. Das bunte Gefäß aus Ton oder Pappmaschee ist mit Süßigkeiten und kleinen Spielsachen gefüllt. Zur Posada, der symbolischen Herbergssuche, bei der Kinder im Advent durch die Straßen ziehen, und natürlich zur Bescherung wird sie unter lautem Gebrüll mit Stöcken zerschlagen. Ursprünglich hatte die Piñata sieben kegelförmige Spitzen und symbolisierte damit die sieben Todsünden, die mit eigener Kraft bekämpft werden sollen.
Italien:
Panettone und Befana
In Italien scheint das Feiern in der Weihnachtszeit gar kein Ende zu nehmen. Nach dem Nikolaustag wird am 8. Dezember, Mariä Empfängnis, der Weihnachtsbaum mit Wurzeln gekauft oder von draußen hereingeholt. Auch die Krippen werden dann schon aufgebaut. Sie spielen beim italienischen Weihnachten die tragende Rolle und lösen zum Teil regelrechte Wettkämpfe zwischen benachbarten Gemeinden aus. Am 24. Dezember leitet in Rom ein Kanonenschuss vom Castel San Angelo das Weihnachtsfest ein. Den ganzen Tag über wird gefastet, damit bei der Cena della Vigilia di Natale, der Wache vor dem Weihnachtsfest, nach Leibeskräften gespachtelt werden kann. Allerdings kein Fleisch. Meeresfrüchte und Fisch in allen Variationen, mit Pasta oder Reis – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Eines darf auf keinem Weihnachtstisch fehlen: der Panettone. Dieser reichhaltige Kuchen mit kandierten Früchten und Rosinen schmeckt besonders gut zu süßem Wein oder Spumante, italienischem Sekt. Die Weihnachtsmesse auf dem Petersplatz ist fester Bestandteil des Heiligen Abends und wer nicht live dabei sein kann, verfolgt sie im Fernsehen. Am 25. Dezember gibt es ausschließlich Gerichte »dalla terra«, von der Erde, also Fleisch, Wurst und Salami. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildet »La Befana« am 6. Januar. Die Hexe dieses Namens fliegt auf der Suche nach dem Bambino Gésu, dem Christkind, von Haus zu Haus. Braven Kindern bringt sie erneut Geschenke, weniger braven Kohlen.
Frankreich:
Dreizehn Desserts und Holzscheite
Im Land der Haute Cuisine nimmt auch zu Weihnachten das Essen eine besondere Rolle ein. Es geht weniger besinnlich als fröhlich zu. Zum Réveillon, dem Weihnachtsessen am 24. Dezember, zählen typische französische Spezialitäten wie Foie gras, Austern, Hummer und Schnecken. Dazu wird Champagner getrunken. In besonders religiösen Haushalten werden sieben Gerichte und dreizehn Desserts für die zwölf Apostel und Jesus Christus serviert. In fast allen Familien gehört der Bûche de Noël, ein aus Biskuitteig und Creme nachgebildeter Baumstamm, zu Weihnachten. Der Stamm symbolisiert die Wärme im Kamin, mit der das Christkind willkommen geheißen wird. Außerdem soll die Asche, die am Tag darauf auf den Feldern verstreut wird, Glück und reiche Ernte für das nächste Jahr bringen. Geschenke, die Père de Noël, der Weihnachtsmann, gebracht hat, gibt es erst am 25. Dezember. Am 26. Dezember geht’s für die Franzosen bereits zurück zur Arbeit.
Tansania: Mit neuen Kleidern
zur Weihnachtsmesse
Bei hochsommerlichen Temperaturen um die 30 Grad gibt es in Tansania niemals Schnee. Deshalb werden die Weihnachtsbäume außer mit Lichtern auch mit Watte geschmückt. Heiligabend tragen als Engel verkleidete Kinder Kerzen in die Kirche. Danach wird mit Freunden gefeiert. Am 25. Dezember findet die Bescherung statt. Meist gibt es neue Kleidung als Symbol, dass zu Christi Geburt alles neu und gut wird. Kinder bekommen Spielsachen. Ein typisches Weihnachtsessen ist der Ziegenbraten, der mit Fladenbrot und Reis gegessen wird. Zur abendlichen Weihnachtsmesse werden die neuen Kleider dann feierlich ausgeführt.
Spanien:
Weihnachtslotterie und Hosen runter
Bereits in der Adventszeit, wenn die Krippen aufgestellt werden, könnte einem eine Figur darin spanisch vorkommen: der Caganer. Diese Figur zeigt sich eindeutig mit heruntergelassener Hose, die ihr Geschäft verrichtet. Symbolisieren soll sie den gesunden Lauf der Natur und die Düngung der Erde. Die fragwürdige Ehre, hierfür als Vorlage zu dienen, haben jedes Jahr viele prominente Spanier, aber auch Nicht-Spanier. Den Startschuss für die Weihnachtstage gibt am 22. Dezember die Weihnachtslotterie Sorteo de Navidad mit der live übertragenen Ziehung der Gewinnzahlen im Fernsehen. Der Heilige Abend, die Noche Buena, und Weihnachten selbst werden fröhlich im großen Familienkreis und mit vielen Leckereien begangen. Unbedingt dazu gehört das Turrón, ein Riegel, der aus Mandeln, Nüssen, Honig und Eiern hergestellt wird. Nach dem Essen wird es ernst: Die Urne des Schicksals kommt auf den Tisch. In ihr befinden sich kleine Geschenke, aber auch Nieten. Um Mitternacht geht’s dann in die Hahnenmesse. Die heißt so, weil ein Hahn als Erster die Geburt Christi verkündet hat.
Polen: Zwölf Gerichte
und Heubüschel unter dem Tisch
Im katholischen Polen ist Weihnachten das wichtigste Fest des Jahres. Auf Ablauf, Dekoration und Harmonie wird größter Wert gelegt, da der Tag wegweisend für den Verlauf des folgenden Jahres steht. Neben einem reichhaltigen Essen und dem zusätzlichen Gedeck für Verstorbene oder Bedürftige auf dem Tisch, liegt darunter stets ein kleines Heubüschel für den Esel, mit dem das Jesuskind in die Welt gekommen ist. Der Weihnachtsabend beginnt, sobald der erste Stern am Himmel steht. Zunächst wird das Weihnachtsevangelium verlesen und dann eine Oblate mit allen Anwesenden geteilt. Da laut Volksglauben in der Heiligen Nacht auch die Tiere sprechen können, bekommen auch sie eine Oblate, allerdings eine bunte. Das Essen selbst ist fleischlos. Karpfen, Piroggen und Hering werden in Anlehnung an die Apostel auf zwölf Gerichte verteilt. In ihrer Vielfalt symbolisieren sie Wohlstand für das kommende Jahr. Wer finanziell auf Nummer sicher gehen möchte, steckt sich eine Fischschuppe oder eine Fischgräte vom Weihnachtskarpfen ins Portemonnaie.
Finnland:
Saunabesuch und Himmeli
Um Punkt zwölf Uhr am 24. Dezember beginnen die Feierlichkeiten mit der Verkündung des Weihnachtsfriedens in der ehemaligen finnischen Hauptstadt Turku. Wer nicht vor Ort ist, kann über sämtliche Medien teilhaben. Danach geht die ganze Familie erst einmal gemeinsam auf den Friedhof und anschließend in die Sauna. Beides dient dazu, die Verstorbenen am Fest teilhaben zu lassen. Denn, so der Glaube, diese zeigen sich zu Weihnachten auch in der Sauna. Das Land der Rentiere beansprucht für sich, dass der Weihnachtsmann vom Berg Korvatunturi in der Stadt Savukoski stammt. Bei der Weihnachtsdekoration geht es meist traditionell zu: Über den Esstisch kommt ein pyramidenförmiges Mobile aus Strohhalmen, der Himmeli. Zum Essen gehört neben dem Joulukinkku, dem Weihnachtsschinken mit Steckrüben, ein süßer Reisbrei, in dem eine Mandel verrührt wird. Wer sie findet, dem ist das Glück im nächsten Jahr hold.
England:
Truthahn Gregor und Mistelzweige
Im traditionsreichen England kommt der Adventszeit eine wichtige Bedeutung zu. Kinder ziehen von Haus zu Haus, um sogenannte Carols, alte Weihnachtslieder darzubringen. Es werden Stechpalmen und Mistelzweige als Zeichen von Frieden und Versöhnung aufgehängt – und natürlich, um sich unter dem Mistelzweig küssen zu können. Überhaupt ist die Dekoration in England zur Weihnachtszeit farbenfroh und üppig. England ist auch Weltmeister im Verschicken von Weihnachtskarten. Jahr für Jahr entbrennt ein Wettstreit in der Familie oder unter Freunden, wer die meisten Karten auf dem Kamin aufgereiht hat. Nur einer ist zu Weihnachten nicht froh: Gregor, der Weihnachtstruthahn. Er zählt mit Plumpudding und Eierspeise zum typischen Weihnachtsessen. Sehr besinnlich muss es dabei nicht zugehen. Papphütchen und Knallbonbons gehören in jedem Fall dazu. Die Geschenke bringt Father Christmas durch den Kamin, sofern er ihn noch trifft. Denn in jedem Haus werden ihm ein Mince Pie und ein Gläschen Sherry hingestellt.
Ungarn:
Luca-Stuhl und Salonzucker
In Ungarn beginnt die Weihnachtszeit mit dem St.-Luzien-Tag, dem Luca Napja, am 13. Dezember. Gerade für die Ungarinnen war dieser Tag früher ein ganz besonderer: Als noch viel in der Landwirtschaft gearbeitet wurde, sollten sie an diesem Tag nicht im Stall arbeiten, damit die Hühner Ruhe haben und mehr Eier für all die weihnachtlichen Köstlichkeiten legen konnten. Stattdessen trafen sie sich zum Bleigießen und beschrifteten 13 Zettel mit 13 Männernamen, von denen sie jeden Tag bis Weihnachten einen wegwarfen. Dieser Brauch wird auch heute noch zelebriert, denn auf dem letzten Zettel steht dem Glauben nach der Name des zukünftigen Gemahls. Die Männer hingegen hatten und haben zu tun: Sie müssen bis Weihnachten aus sieben Holzsorten den Luca-Stuhl bauen. Wer zur Mitternachtsmesse auf diesem Stuhl steht, kann erkennen, wer unter den Anwesenden eine Hexe ist. Ist das alles unbeschadet überstanden, können sich vorzugsweise Kinder, aber auch Erwachsene an den Szaloncukor, die im Weihnachtsbaum hängen, erfreuen. Es handelt sich dabei um gefüllte, mit glitzerndem Papier umhüllte Schokoladenbonbons.
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