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Opa in der Kinderklinik
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) besucht Cottbuser Krankenhaus
Erik ist ein Jahr alt und leidet an Diabetes. Zur Behandlung liegt er im Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus. Mutter Jennifer Rinck trägt ihn auf dem Arm, als Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bei einem Besuch der Kinderstation ein paar Minuten hereinschaut. Die Rincks wohnen in Berlin. Der kleine Erik war erst in Königs Wusterhausen im Krankenhaus. Von dort wurde er nach Cottbus verlegt. Das ist weit weg von Zuhause. Aber: »Wir sind hier in guten Händen«, sagt Jennifer Rinck zum Ministerpräsidenten. »Es ist wirklich ein super Team, so einfühlsam.« Da habe sie in Berliner Kliniken schon andere Zustände erlebt.
Woidke freut sich über das Lob der 29-Jährigen: »Das hören wir oft, aber immer wieder gern.« Er beugt sich zu dem Kind und redet ihm aufmunternd zu. Familie Rinck wohnt in Berlin gar nicht so weit weg von Woidkes Enkel. Vor einem halben Jahr ist der Politiker Opa geworden. Tinko heißt sein Enkel, so wie die titelgebende Hauptfigur in dem Jugendbuch von Erwin Strittmatter. Das Buch von 1954 hatte Woidke einst seiner Tochter geschenkt, als sie zehn Jahre alt war.
Erik ist als Patient aus Berlin in Cottbus kein Einzelfall. Das Carl-Thiem-Klinikum zählt zu den akademischen Lehrkrankenhäusern der Berliner Universitätsklinik Charité. Die onkologische Station für krebskranke Kinder pflegt gute Beziehungen zur Charité. Keine andere Kinderklinik in Brandenburg hat eine Onkologie. Die krebskranken Kinder müssen sonst nach Berlin oder Leipzig. Da die Charité derzeit wegen der Grippewelle in großer Not ist, werden kleine Patienten in brandenburgische Klinken verlegt – auch nach Cottbus.
Wirklich einfach ist es auch hier nicht. »Es gibt wahnsinnig viele Infektionen im Moment«, berichtet Chefärztin Simone Stolz. Klinikgeschäftsführer Götz Brodermann beziffert die Belastung seines Hauses durch Atemwegserkrankungen kurz und bündig: »das Doppelte vom Normalen«. Die Personalsituation sei trotzdem nicht so dramatisch wie in Berlin, wo sich viele Ärzte und Pflegekräfte ansteckten und deshalb fehlen. »Es geht. Wir haben es alle einmal durch«, sagt Simone Stolz. »Aber den Kindern geht es schlecht.« In einem Zimmer haben die Patienten Corona, im nächsten RS-Viren – und bekommen wegen Atemnot Sauerstoff.
Auch in der Neonatologie, wo die Frühchen versorgt werden, wird Woidke herumgeführt. Geschäftsführer Brodermann wartet ebenso wie der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) draußen, damit sich der Tross des Ministerpräsidenten an dieser Stelle auf wenige Leute beschränkt. Besucher sind in der Neonatologie nur begrenzt zugelassen.
Vorbei seien allerdings die Zeiten, da die Eltern ihre Babys nur zwei Mal in der Woche durch eine Glasscheibe sehen durften, berichtet Chefärztin Stolz. Sie selbst habe das noch erlebt. Heute wisse die Medizin von der positiven Wirkung der Nähe der Eltern für die Frühgeborenen und nutze dies. »Viel Mühe, viel Arbeit für das Personal, aber es lohnt sich«, sagt Stolz.
Albrecht Grunske ist bereits 20 Jahre hier tätig, der Facharzt kennt es gar nicht mehr anders. Es dürfen aber nur die Eltern kommen, keine anderen Verwandten. Für diese ist ein Videosystem installiert, damit sie die Neugeborenen wenigstens via Internet sehen können. Droht ein Frühchen zu sterben, werde die strenge Besuchsbeschränkung gelockert, versichert Grunske.
Bis Weihnachten sind in diesem Jahr mehr als 1000 Kinder im Carl-Thiem-Klinikum zur Welt gekommen – 515 Jungen, 485 Mädchen, darunter 35 Zwillinge. Einmal waren es sogar Drillinge. Ein bis zwei Prozent der Neugeborenen kommen zu früh und wiegen weniger als 1250 Gramm. Sie wären ohne die Errungenschaften der Medizin nicht überlebensfähig. »Wir behandeln hier ab 400 Gramm, aber das ist sehr selten«, sagt Grunske. Die meisten Frühgeborenen wiegen doch wenigstens 1000 Gramm. In einem Zimmer, in das Ministerpräsident Woidke hineinschauen darf, liegen Zwillinge und ein weiteres Baby in Brutkästen. Ein Zwillingsbruder wird mit Blaulicht gegen die Neugeborenen-Gelbsucht behandelt. Die Jungs bewegen ihre winzigen Gliedmaßen, als ob sie sich wohlig räkeln.
Nach dem Rundgang wird im Foyer noch ein Scheck übergeben. Der Popsänger Alexander Knappe hatte vom 17. bis 22. Dezember mit seinem Gitarristen in dichter Folge 30 Konzerte gegeben, in Seniorenheimen, einer Grundschule und bei einem Kindergeburtstag etwa. Statt Eintritt zu verlangen, bat Knappe sein Publikum um Spenden und nahm so 6000 Euro ein. Die gehen jetzt je zur Hälfte an die Cottbuser Tafel, die Bedürftige mit Lebensmitteln versorgt, und an den Förderverein der Kinderklinik. Mit der Summe können Clownsprechstunden, neue Spielsachen und Ferienreisen für schwer kranke Kinder finanziert werden, sagt die Vereinsvorsitzende Elisabeth Holfeld. »Die Leute denken immer, die Krankenkasse bezahlt alles. Aber die Kasse bezahlt nicht alles«, sagt Knappe, der sich mit seiner Musik mehrfach in den Charts platzieren konnte: »Wir werden mit dem Geld nicht die Welt retten, aber es geht um das Symbolische, um einen Anstoß.«
Auch Landeschef Woidke ist nicht mit leeren Händen gekommen. Er schenkt einen Tag vor Heiligabend kindgerechte Abspielgeräte. Eltern können ihren kranken Kindern damit Geschichten vorlesen oder Lieder vorsingen und das aufnehmen. So hören die Patienten Vater und Mutter, auch wenn sie gerade nicht bei ihnen sind. Jennifer Rinck freut sich sehr über so ein Fabrikat. Sie kennt und schätzt diese Geräte, die sehr robust sind und es unbeschadet überstehen, wenn sie mal auf den Boden fallen. »Die sind so toll.«
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