Was soll das Misstrauen?

Die Bedingungen für den Berliner Härtefallfonds genügen, findet Louisa Theresa Braun

  • Louisa Theresa Braun
  • Lesedauer: 2 Min.
Ob die Heizung wohl noch angeht? Immer mehr Berliner*innen sind von Energiesperren betroffen.
Ob die Heizung wohl noch angeht? Immer mehr Berliner*innen sind von Energiesperren betroffen.

Bei der Vorstellung des Härtefallfonds Energieschulden drehten sich die meisten Fragen darum, ob dieser nicht ausgenutzt werden könnte: Wenn gar nicht kontrolliert werde, ob ein Haushalt sich seine Energierechnung leisten kann oder nicht, und er diese womöglich mit Absicht nicht bezahlt habe, würden die Berliner*innen ihr Geld dann nicht reihenweise für andere Dinge ausgeben und die Strom- oder Gaskosten ganz bequem an den Senat delegieren? 

Woher kommt dieses Misstrauen? Natürlich ist die menschenverachtende Einstellung, Menschen würden dem Staat mit Absicht »auf der Tasche liegen« und nicht aus Not, weit verbreitet. Umso besser, dass der Berliner Senat die Übernahme von Energieschulden an nur wenige Bedingungen geknüpft hat. Es ist ja nicht so, dass es gar keine gäbe. Die Eigenerklärung ist strafrechtlich relevant, und falls ein Betrug auffällt, hätte das durchaus Konsequenzen. 

Die viel wichtigere Voraussetzung ist aber: Es muss eine Energiesperre angekündigt oder bereits durchgesetzt worden sein. Wer behauptet, das würde jemand riskieren, nur um mit dem Geld shoppen zu gehen, hat wohl keine Vorstellung davon, was es bedeutet, wenn der Strom abgestellt wird: kein Licht, keine elektrischen Geräte, also kein Kühlschrank, keine Waschmaschine, kein Computer. Wer keinen Strom hat, kann praktisch nicht mehr am Leben teilnehmen. Und wenn die Heizung mitten im Winter nicht mehr läuft, ist das gerade für Kinder und Vorerkrankte gesundheitsgefährdend.

Insofern ist es richtig, dass die schnelle Begleichung von Energieschulden absolute Priorität hat – und nicht die zeitaufwendige Kontrolle, dass ja keinem Haushalt zu viel geholfen wurde. Wovon der Senat wohl ohnehin kaum etwas hätte. Schon für den Härtefallfonds in seiner jetzigen Form wurden 15 zusätzliche Mitarbeitende eingestellt, und für zusätzliche Vermögensprüfungen müsste wahrscheinlich noch mehr Personal bezahlt werden. Da scheint es für alle Beteiligten von Vorteil, wenn das Geld gleich für die Energiekosten aufgebracht wird. 

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.