Wenn Dieter Bohlen Kanzler wäre, dann …

... ginge es uns besser. Das zumindest versucht Sahra Wagenknecht uns zu sagen

Angela Merkel, Olaf Scholz, Dieter Bohlen? Die Vorstellung, den »Poptitan« Bohlen im Kanzleramt regieren zu sehen, ist so amüsant wie absurd. Und doch hat eine deutsche Spitzenpolitikerin jetzt genau diese Vorstellung im Netz geäußert: »Wie Mehrheit hält #Bohlen nichts von Eskalationspolitik der BuReg: ›Mit Gewalt, damit, immer noch mehr #Panzer hinzuschicken, schafft man diesen Krieg nicht aus der Welt (…)‹ Man ist versucht zu sagen: wenn Dieter Bohlen Kanzler wäre, ginge es uns besser…«, schrieb Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht am Mittwoch auf Twitter. Angehängt ist ein Artikel von »ntv«, der wiederum Bezug nimmt auf ein Interview mit dem »Stern«. Darin verteidigt der Musikproduzent frühere umstrittene Aussagen zum Ukraine-Krieg und Sanktionen gegen Russland. Er betont, dass er Putins Handeln »extrem schlimm« finde, meint aber auch: »Druck erzeugt Gegendruck. Mit Gewalt, damit, immer noch mehr Panzer hinzuschicken, schafft man diesen Krieg nicht aus der Welt – nur das meinte ich und nur das wollte ich sagen.«

Aus dem Netz gefischt
Weitere Beiträge dieser Rubrik finden Sie unter: www.dasnd.de/gefischt

Wer weiß, vielleicht ist Sahra Wagenknecht schon zu Zeiten von Modern Talking ein Fan von Bohlen gewesen. Falls nicht, dann scheint sie es zumindest nach diesen Äußerungen zu sein. Fair enough. Ein Sachverständiger der Politik, Militär-Experte oder Friedens- und Konfliktforscher ist Bohlen aber nicht. Der Titel des »Stern«-Interviews dürfte auch nicht ohne Grund lauten: »Dieter Bohlen: ›Meine Anwälte sagen mir auch immer, ich solle erst denken und dann reden. Kriege ich aber nicht gebacken‹«. Umso fragwürdiger ist es da, wenn eine Spitzenpolitikerin versucht zu sagen, wenn Dieter Bohlen Kanzler wäre, ginge es uns besser.

Denken wir eine solche Kanzlerschaft aus Spaß doch weiter: Dieter Bohlen, andauerndes Jurymitglied von Castingshows wie »Deutschland sucht den Superstar« und »Das Supertalent«, ist vor allem für fiese Sprüche bekannt. Diverse Medien listen einige seiner Sprüche auf, als gäbe es daran tatsächlich etwas Kultiges. Andere meinen, sie sind vor allem eins: gemein.

»Wollt Ihr wissen, was der Unterschied zwischen Eurer Stimme und ‹nem Eimer Scheiße ist? Der Eimer!«, soll Bohlen schon mal von sich gelassen haben. »Du hast schwach angefangen und stark nachgelassen« und »Also bist Du weiter – weiter weg vom Recall als jeder vorher« sind zwei weitere »Highlights« aus den Spruchlisten. All das passte dann wohl auch nicht richtig zu einem moderneren und familienfreundlichereren »RTL«, sodass der Sender 2021 Bohlen aus der DSDS-Jury ausscheiden ließ. Aber was interessiert uns das Geschwätz von gestern: Die am Wochenende startende 20. Staffel der Castingshow findet wieder mit dem Sprücheklopfer statt, der schon angekündigt hat, klare Ansagen zu machen und wohl niemals politisch korrekt zu sein.

Und jetzt stellen wir uns noch einmal vor, der »Kultjuror« Dieter wäre Kanzler. Ginge es uns dann besser?

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -