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Drohnen können Waldbrände löschen
Innenminister Stübgen nach Gipfeltreffen: Immer mehr Flächen im Verdacht, munitionsbelastet zu sein
Im vergangenen Jahr sei die Lage »gefährlich wie nie zuvor« gewesen, begründete Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Donnerstag, warum er für denselben Tag zu einem Waldbrandgipfel eingeladen hatte. Es galt, mehr als 500 Waldbrände zu bekämpfen, fünf davon waren außer Kontrolle geratene »Großschadenslagen«. Sie konnten nur noch mithilfe Tausender Helfer anderer Bundesländer, der Bundeswehr und der Bundespolizei eingedämmt werden. Um Menschen, Tiere und Sachwerte künftig besser zu schützen, müsste die Koordination zwischen Kreis, Land und Bund effektiver werden.
Hitze, Trockenheit und die in Brandenburg vorherrschenden Kiefern haben dazu geführt, dass die Waldbrandgefahr in Brandenburg ähnlich hoch wie die von Mittelmeeranrainern eingestuft wird. Hinzu kommt, dass laut Woidke rund ein Drittel der Waldfläche (290 000 Hektar) als munitionsbelastet gilt – »mehr als in allen anderen Bundesländern zusammen«. Auf diese Flächen können Feuerwehrleute mit ihren Löschfahrzeugen nicht ohne Weiteres vordringen. Dort bleibt dann nur der Löschhubschrauber.
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) – sie hatte am Potsdamer Waldbrandgipfel teilgenommen – sagte eine fundierte Risikoabschätzung für besonders bedrohte Kommunen zu, mit deren Hilfe sie sich auf den Hitzestress der Zukunft vorbereiten könnten. Geywitz zufolge führt der Klimawandel im Westen und Süden Deutschlands zu einer höheren Starkregen-Gefahr, im Osten werde die Trockenheit ein dauerhaftes Problem bleiben.
Obwohl Brandenburg hohe Anstrengungen bei der Munitionsberäumung unternimmt, gibt es immer mehr und immer größere Verdachtsflächen, informierte Innenminister Michael Stübgen (CDU). Zu diesem scheinbar paradoxen Befund gelange man, weil bei vielen Beräumungsaktionen neue Verdachtsflächen entdeckt werden. Brandenburg allein sei mit dem Ausmaß dieser Aufgabe überfordert. Neben Munition aus dem Zweiten Weltkrieg werde auch Munition geräumt, die von abziehenden russischen Truppen Anfang der 1990er Jahre vergraben wurde. Brandenburgs Waldbrand-Beobachtungssystem lobte Stübgen als das beste in Deutschland.
Um den erforderlichen Durchgriff der Behörden zugunsten von Waldbrand-Schutzmaßnahmen zu bekommen, müssten sowohl das Landes- wie auch das Bundeswaldgesetz geändert werden, betonte Umweltminister Axel Vogel (Grüne). Dadurch sei sicherzustellen, dass die Apparatur der Brandbekämpfung auch rechtzeitig vor Ort mit dem Einsatz beginnen könne. In der Tat sei nicht die Früherkennung das Problem, sondern die Tatsache, dass viele der über 90 000 Waldbesitzer in Brandenburg wenig Interesse daran zeigten, konstruktiv an der Umsetzung notwendiger Maßnahmen mitzuwirken, die den Forst an den Klimawandel anpassen würden. Nur »glückliche Zufälle« hätten verhindert, dass 2022 nicht ganze Dörfer mit abgebrannt seien. Randschutzstreifen ohne Totholz und ohne Munitionsgefahr entlang der Verkehrswege sowie »Waldbrandschutzriegel«, angelegt um besonders gefährdete Dörfer, würden die Gefahr verringern.
Generalleutnant Carsten Breuer äußerte, dass angesichts der gegenwärtigen außenpolitischen Lage die Bundeswehr ihre eigentliche Aufgabe, die Landes- und Bündnisverteidigung, wieder stärker in den Fokus nehmen müsse. Diese würde von »anderen Punkten« in den Hintergrund gedrängt werden. »Trotzdem werden wir weiterhin bewährt unterstützen und helfen, wo wir können.«
Der Gipfel habe verabredet, die immer noch bestehenden Defizite bei Sirenen-Warnsystem abzustellen, sagte Siegurd Heinze, parteiloser Landrat in Oberspreewald-Lausitz.
Für mehr Löschwasserbrunnen plädierte Rolf Fünnig, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes. Da im Brandfall der Zeitgewinn alles sei, müssten die bürokratischen Hürden für das Anfordern von Löschflugzeugen oder -hubschraubern gesenkt werden. Die Frage, wer das bezahlt, dürfe dem nicht im Wege stehen oder verzögernd wirken. Um das gute Früherkennungssystem zu ergänzen, sollte auch der rasche Zugriff auf Satellitenbilder möglich werden. Fünnig informierte über den »Löschdrohnenschwarm«, den ein Ludwigsfelder Unternehmen entwickelt habe. Mit 40 solcher im Verband wirkenden Drohen könne man »eine Unmenge Wasser« zügig an jeden Brandherd bringen. Ein solcher Schwarm sei von drei Feuerwehrleuten zu bedienen.
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