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Mindestlohn zeigt Wirkung

Millionen Beschäftigte haben monatlich mehr Geld

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit der Anhebung des Mindestlohns stiegen für viele Beschäftigte nicht nur die Stundenlöhne. Am Ende des Monats haben sie auch mehr Geld in der Tasche. Das ist das Ergebnis einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Demnach dürften über sechs Millionen Beschäftigte von der Anhebung auf zwölf Euro im vergangenen Oktober profitiert haben.

Die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro war ein zentrales Wahlversprechen der SPD bei der letzten Bundestagswahl. »Wer den ganzen Tag arbeitet, muss von seiner Arbeit ohne zusätzliche Unterstützung leben können. Auch das ist eine Frage des Respekts. Wir werden den gesetzlichen Mindestlohn zunächst auf mindestens zwölf Euro erhöhen«, versprachen die Sozialdemokraten in ihrem Wahlkampfprogramm. Zuvor hatten insbesondere die Gewerkschaften und die Linkspartei für eine deutliche Erhöhung der gesetzlichen Lohnuntergrenze gekämpft.

Vor der Anhebung wurde vielfach gewarnt, die Arbeitgeber würden deswegen die Arbeitszeit der Beschäftigten reduzieren, weshalb diese am Ende nicht unbedingt mehr Geld verdienen würden. Laut der WSI-Studie, die auf einer Befragung von 5100 Erwerbspersonen im November 2022 beruht, reagierten die Arbeitgeber offenbar überwiegend nicht auf diese Weise.

So berichten vier Fünftel der 300 Befragten, deren Stundenlohn infolge der neuen gesetzlichen Untergrenze stieg, dass sie auch über ein höheres Monatsgehalt verfügten. Dies deckt sich auch zu einem gewissen Grad mit dem Ergebnis einer Befragung des Münchner Ifo-Instituts vor der Mindestlohnanhebung, derzufolge lediglich 18 Prozent der befragten Unternehmen mit einer Reduzierung der Arbeitszeit auf die gesetzliche Maßnahme reagieren wollten. »Es ist daher damit zu rechnen, dass Millionen Beschäftigte durch die Mindestlohnerhöhung mehr Geld zur Verfügung haben«, schreibt Studienautor Toralf Pusch.

So stieg der Monatslohn bei 19 Prozent der Befragten, die auf Mindestlohnniveau verdienen, um mehr als 200 Euro, bei weiteren 21 Prozent waren es zwischen 100 und 200 Euro, bei 38 Prozent zwischen 50 und 100 Euro und bei 22 Prozent weniger als 50 Euro. WSI-Forscher Pusch berechnete auch die durchschnittliche Lohnsteigerung je nach Beschäftigungsart. Das Ergebnis: Im Schnitt stiegen laut der WSI-Studie die Monatsverdienste bei sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten, die auf Mindestlohnniveau verdienen, um 155 Euro. Bei sozialversicherungspflichtigen Teilzeitbeschäftigten waren es 104 Euro und bei geringfügig Beschäftigten immerhin noch 59 Euro. »Der Mindestlohn kann daher neben den positiven Einkommenseffekten auch einen Beitrag zur Stabilisierung des Konsums in einer wirtschaftlich fragilen Zeit leisten«, so Pusch.

Allerdings gaben acht Prozent der Befragten an, dass ihnen in ihrem persönlichen Umfeld Fälle bekannt seien, in denen der Mindestlohn nicht gezahlt werde. »Mindestlohnumgehungen sind also offensichtlich weiterhin ein Problem, dem die Behörden durch bessere Kontrollen nachgehen müssen«, sagt Pusch.

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