Ein Vorgeschmack auf das Streikjahr

Warum dieses Jahr wieder härtere Arbeitskämpfe anstehen könnten

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Es wird wieder gestreikt in Deutschland. Bei der Deutschen Post startete am Donnerstag der erste größere Arbeitskampf im neuen Jahr. Er könnte ein Vorgeschmack auf weitere Tarifauseinandersetzungen sein.

Auf der einen Seite gibt es im Tarifstreit bei der Deutschen Post einen Konzern, der in den letzten Jahren massiv seine Gewinne erhöhen konnte – allein im dritten Quartal des vergangenen Jahres konnte der Konzern seinen operativen Gewinn um 15,2 Prozent auf 2,0 Milliarden Euro steigern. Auf der anderen Seite fordern die Beschäftigten aufgrund der derzeit extrem hohen Inflation auch 15 Prozent mehr Lohn. Schließlich verdienen sie nicht gerade üppig. 140 000 der 160 000 Tarifbeschäftigten bei der Deutschen Post sind in den Entgeltgruppen 1 bis 3 eingruppiert. Das heißt, sie verdienen irgendetwas zwischen 2108 und 3090 Euro brutto im Monat.

Bei solchen Gehältern ist es logisch, dass die Wut unter den Beschäftigten groß ist, wenn die Arbeitgeber keinen Inflationsausgleich zahlen wollen und auch nach einer Tarifeinigung ein massiver Reallohnverlust droht. Doch die Post ist kein Einzelfall, auch wenn es ein besonders krasser Fall ist, weil der Konzern satte Gewinne macht auf dem Rücken seiner Beschäftigten, die er mit einem Hungerlohn abspeist.

Für knapp elf Millionen Tarifbeschäftigte wird dieses Jahr verhandelt. Die größten Gesprächsrunden finden für Branchen wie den Einzelhandel statt, in denen nicht gerade viel verdient wird. Anders als bei den Industriebranchen haben die Gewerkschaften hier schon signalisiert, dass sie sich nicht so leicht abspeisen lassen wollen mit Einmalzahlungen. Denn die Erwartung der Beschäftigten ist hoch. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass 2023 ein Streikjahr wird.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -