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Ringelpiez der Pein oder Fußball mit Liebe
BallHaus Ost: Die wichtigste Regionalliga Nordost der Welt bolzt wieder
Obgleich der Januar uns Berliner Menschen diverser Geschlechter mit ekligen Grauschleiern über der Stadt tollschockt, lag doch ein Hauch von Frühling über dem Olympiagelände, als ich mit einer kleinen Schar Gleichgesinnter zur sonntäglichen Mittagszeit, wenn alle braven Betschwestern auf der Couch lümmelnd darauf warten, dass ihnen Vati den Schweinebraten/den Tofubraten serviert, den Eingang des Amateurstadions suchte.
Eingeweihte wissen, ich wollte ein Spiel der sogenannten Hertha-Bubies erhaschen. Tatsächlich sahen neben mir etwas mehr als 1000 Bürger*innen ein schmutziges 1:0 der Bubies gegen nicht konsequent auftretende Jenaer vom FC Carl Zeiss. Weil ich zu Mittag regelmäßig zumeist fleischliche Nahrung zu mir nehmen muss, wurde der anwesende Wurstbereitsteller besucht. Currywurst extrascharf in mit reichlich Zwiebeln bestückter Soße. Ein 1A-Berliner-Festmahl, welches ich mir neben vielen anderen Mitesser*innen zu Gemüte führte. Dazu gab es waschechtes Berliner Kindl, eine Art Bier, was soll man machen? Es ist Liebe!
Die wichtigste Regionalliga Nordost der Welt bolzt wieder! Und viele Hundert Menschen finden das toll. Wer schlechten Fußball mag oder aus Gründen der allgemeinen Beschissenheit der Dinge dort seinem Lieblingsklub zugucken muss, ist in der 4. Liga gut aufgehoben. Warum? Weil der Antrieb immer die Liebe ist. Merke: Liebe kann auch ein Unfall sein, wie u.a. von der englischen Glimmerrockband Sweet besungen.
Schon in wenigen Tagen darf ich in Lichterfelde absteigen, denn dorthin hat sich der abgestürzte Halbzwerg Viktoria Berlin verkrochen, um sich von fast allen anderen Viertligisten den Hintern versohlen zu lassen. Ein Jahr gab es dicke Bohnen in der 3. Liga, dank einer vergeigten Saison sind sie wieder dort gelandet, wo sie hingehören: im Randberliner Nichts. Noch besser: meine Jenaer Nichtse dürfen kommenden Sonntag abermals in unserer Hauptstadt den Ringelpiez der Pein tanzen.
Neben allen sonstigen über uns permanent hereinbrechenden Übeln wird Berlin gegenwärtig durch eine Wahlwiederholung belästigt. Am Freitag kam mir anlässlich des Lichtenberger Derbys BFC vs. L47 ein Werbeblättchen der FDP zu Gesicht, ausgebreitet im Sportforum zu Hohenschönhausen. Darin verkündeten die (vermutlich) vier dort ansässigen FDP-linge den Dynamos ihre Unterstützung beim in den Sternen stehenden Stadionbau. Auch Kai Wegner von der CDU hatte sich angesagt, blieb aber anscheinend im endgeil chaotischen Berliner Nahverkehr stecken. Jedenfalls leuchtete seine Glatze nicht im Glatzenmeer. Kaffee-Kai, der womöglich vorhatte, dem BFC-Anhang durch Anwesenheit seine unzerbrechliche Liebe zu versichern, war nicht da. Oder er kam verkleidet mit einer rot-weißen Perücke (sorry, Farbe verwechselt) und wurde sogleich vom Hof gejagt?
Sicher ist: Nach dem Spiel wurden den Ultras des BFC Dynamo die heiligen Fahnen und Banner gemopst. Die Gruppe löste sich sofort brav auf, wie es in Ultrakreisen üblich ist. Diese heilige Regel soll von irgendeinem schrundigen Ultrapapst in einer nach Katzenpisse stinkenden italienischen Höhle kurz nach Vadder Abrahams Geburt verkündet worden sein (munkelt man).
Leider haben die Ultras mich nicht vorher um Rat gefragt. Ich hätte ihnen zugerufen: Scheisst auf die Regeln und bastelt euch neue Fahnen und Banner. Fußballfansein heißt für mich frei sein. Solitär in der Masse. Mit Freunden knorkesk über die Stränge schlagen. Keine Regeln, keine Erbhöfe, kein Arsch der mir sagt, was ich wann singen soll.
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