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»Halleluja!« – und jetzt Kampfjets!
Die Nato rüstet die ukrainischen Truppen mit weiterem Offensivgerät aus
Andrij Melnyk hat gut lachen. Auf Twitter präsentiert sich der ukrainische Ex-Botschafter in Deutschland und jetzige Vizeaußenminister in bayrischer Lodentracht mit einem Glas in der Hand: »Yee-haw! Heute werde ich mich betrinken. Mit meinem deutschen Lieblingsbier… Prost meine lieben Freunde in Deutschland und auf der ganzen Welt!.«
Melnyk hat – wie viele ukrainische und Politiker westlicher Länder – immer wieder deutsche »Leopard«-Kampfpanzer gefordert. Die Bundesregierung verweigerte sich, doch spätestens seit dem vergangenen Wochenende war nicht nur dem »stolzen Diplomaten« in Kiew klar, wer den Streit um die Lieferungen schwerer Heereswaffen an die Ukraine gewonnen und wer ihn verloren hat.
Berlin gestattete allen Käufern von in Deutschland produzierten »Leopard« die Weitergabe an die von Russland überfallene Ukraine und wird selbst 14 Panzer dieses Typs schicken. Die Verbündeten erwarten, dass die Bundesrepublik nahe der ukrainischen Grenze Logistikketten für den Einsatz der »Leopard« aufbauen wird.
Von den 14 europäischen Staaten, die den »Leopard« im Bestand haben, signalisierten zuerst Polen und Finnland Lieferbereitschaft. Mittlerweile haben auch die Niederlande und Norwegen grünes Licht gegeben, außerdem Spanien und Portugal. Dänemark erklärte seine Bereitschaft und in Schweden ist nur noch unklar, wie viele seiner 120 »Strdisvagn 122« – eine modernisierte Variante des »Leopard 2« – man abgeben will. Nicht angesprochen fühlen sich Griechenland und die Türkei, die jeweils über mehrere Hundert »Leopard« verfügen. Addiert man noch die zugesagten ein Dutzend Kampfpanzer »Abrams« aus USA und die von London zugesagte Kompanie aus »Challenger 2«, so kommt man auf über hundert Kampfpanzer westlicher Bauart.
Zudem will die Schweiz Exportbeschränkungen lockern. Das kann unter anderem bei der Ersatzteil- und Munitionslieferung für den »Leopard« eine Rolle spielen, denn dort liegen die eigentlichen Probleme. Nicht nur deutsche Depots sind diesbezüglich weitgehend leer.
In Kiew ist man sicher, dass der ukrainischen Armee gepanzertes Gerät für zwei bis drei Bataillone zur Verfügung steht. Die werden dann gemeinsam mit den aus Deutschland gelieferten 40 Schützenpanzern »Marder«- und den über 50 von den USA zugesagten »Bradley«-Schützenpanzern in schlagkräftige Verbände zusammengefasst.
Die neuen Panzer seien »viel besser als sowjetische Modelle und können uns helfen, voranzukommen«, sagt der Stabschef der ukrainischen Armee, Generalleutnant Serhij Najew. Der Mann, der als junger Leutnant in der DDR stationiert war, betont: »Unsere weiteren Aktionen werden von ihrer Kampfbereitschaft abhängen.«
Welche Aktionen das sein könnten, erklärt unter anderem der ehemalige Oberkommandierende der US-Armee in Europa, Ben Hodges. Er ist sich sicher, dass die Ukraine mit diesen Kräften zu einem Schlag gegen den von Russland eroberten Korridor vom Donbass zur annektierten Halbinsel Krim ausholen könnte.
Wer – wie die Ukraine – eine erfolgreiche Offensive am Boden vorantragen will, ist gut beraten, auch die Lufthoheit zu erringen. Auf Twitter ist Melnyk dazu bereits vorgeprescht. »Halleluja! Jesus Christus!«, frohlockt der Vizeaußenminister und ruft zu einer »mächtigen Kampfflugzeugjet-Koalition« für die Ukraine auf.
Die USA haben längst entschieden, welche Kampfflugzeuge die Ukraine demnächst erhält. Es wird vermutlich die bewährte »F-16« sein. Passend dazu erklärte der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra jüngst, man sei »offen« für die Lieferung von »F-16«-Kampfjets an die Ukraine, sollte die dortige Regierung darum bitten.
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