»Wenn du fühlst dich wohl, mach Urlaub in Tirol«

Eine geführte Skitour in den Kitzbüheler Alpen ist eine komfortable Reise für Tourengeher

  • Christian Schreiber
  • Lesedauer: 5 Min.
Langsam, aber stetig geht es über den Kitzbüheler-Alpen-Trail. Foto: Schreiber
Langsam, aber stetig geht es über den Kitzbüheler-Alpen-Trail. Foto: Schreiber

Im Gegensatz zu Wastl Fürstaller ist jetzt keinem nach Singen zumute. Wastl ist Bergführer und wird uns in sechs Tagen per Ski quer durch die Kitzbüheler Alpen bringen. Nun stehen wir an einem grandiosen Hang am Steinbergstein. Toller Pulver, aber ultrasteil. Wastl gstanzlt in die kalte, klare Bergluft: »Wenn du fühlst dich wohl, mach Urlaub in Tirol.« Und wedelt los. Wenn wir jetzt unsere Gefühle gesanglich ausdrücken müssten, kämen wohl Rammstein- oder Motörhead-Texte über unsere Lippen. Die zugehörigen schnellen, tiefen Bässe, die in die Magengrube fahren, liefert unser Herzschlag. Dann kippen die Skier nach vorne und ab geht’s.

Reiseinfos
  • KAT-Skitour: In sechs Etappen von Hopfgarten nach Fieberbrunn. Sieben Übernachtungen inkl. Halbpension und Bergführer ab 1890 pro Person. Ebenso inkludiert: nötige Lifttickets, tägliche Lunchpakete, Gepäcktransport, Transfers und Rückfahrt zum Ausgangspunkt in Hopf­garten. Nächster Termin 4. bis 11. März.
    www.kitzbueheler-alpen.com;
    www.kitzbuehelerbergfuehrer.at
  • Anreise: Per Bahn in rund 90 Minuten von München mit einem Umstieg (Wörgl) zum Ausgangspunkt nach Hopfgarten.

    Trotz dieses ersten Schocks wird sich zeigen: Die Durchquerung der Kitzbüheler Alpen ist keine hochalpine Expedition, bei der man von einer Herausforderung in die nächste schlittert. Vielmehr handelt es sich um eine sportliche Unternehmung, die jeder mit guter Kondition und Tiefschnee-Erfahrung meistern kann. Man bewegt sich nur selten jenseits der 2000-Meter-Linie, weil auch die Gipfel kaum diese Marke übersteigen. Die Aufstiege mit 1100 bis 1500 Höhenmetern pro Tag dauern bis zu vier Stunden, dann geht es wieder hinunter ins Tal, wo gemütliche, urige, aber auch komfortable Unterkünfte und das Gepäck warten, das ein Taxifahrer von einem Standort zum nächsten chauffiert. Im Rucksack befinden sich neben Brotzeit und Tee nur Lawinenschaufel und Sonde, die bei unserem Trip zum Glück unangetastet bleiben. Kurz zusammengefasst ist der Kitzbüheler-Alpen-Trail, der das einprägsame Kürzel KAT trägt, eine neue, komfortable Skireise für sportliche Tourengeher, die sich um nichts kümmern müssen.

    Der Steilhang ist gemeistert, das Gelände wird flacher, das Herz beruhigt sich. Am Ende des Tages gleiten wir auf einem sanften Forstweg Richtung Windautal, der einzige Begleiter ist die Windauer Ache. Das Wasser rauscht kraftvoll, es hat kaum Zeit, sich als Eiszapfen zu manifestieren. Was wir jetzt noch nicht ahnen: Der muntere Fluss bringt uns heute ums Saunavergnügen, das dringend nötig wäre, um die schlappen Muskeln auf morgen vorzubereiten. Wastl jedenfalls hat das Singen eingestellt und weist bei jedem Stopp auf die Finnische im Gasthaus Steinberg hin. »Das gönnen wir uns heute, das tut gut.« Als wir dann endlich auf der Terrasse sitzen, eröffnet uns die Bedienung: Die Sauna ist Geschichte, weil das Gasthaus mittlerweile ein Wasserkraftwerk hat, dessen Strom nur für Licht und Küche reicht. Wir sind ernüchtert. Es bleibt zum Glück die einzige Enttäuschung der Woche.

    Die Gruppe durchquert den Kitzbüheler Gebirgszug von West nach Ost: Der Einstieg ist in Hopfgarten, und das Finale wird in Fieberbrunn gefeiert. Dazwischen verkehrt eine Zuglinie, die die Rückkehr zum Ausgangspunkt einfach macht. Wenn der Schnee in Talnähe nicht reicht, ist hin und wieder mal ein Taxi nötig, um zum Start- oder Endpunkt einer Tagestour zu gelangen. Was aber auch passieren kann: »Schneeschnüffler« Wastl macht eine spontane Planänderung, weil er von einem Kollegen gehört hat, dass die Bedingungen einen Berg weiter besser sind. Dann weicht man unter Umständen ein Stück von der geplanten Linie ab, kommt dafür aber in den Genuss von perfektem Pulverschnee. Das ist vor allem der Fall, wenn es länger keinen Niederschlag gegeben hat und die gängigen Routen schon verspurt sind. So steigen wir an Tag vier in ein Schneemobil im Kitzbüheler Skigebiet, das uns ins Schneeparadies bringt.

    Technische Unterstützung gehört teils zum Programm, denn an zwei Tagen sind Freeride-Touren vorgesehen, die auch der Erholung dienen sollen. So geht es zum Beispiel in Fieberbrunn auf der Suche nach dem perfekten Hang mit Sessellift und Co in die Höhe. Einige Teilnehmer haben sich ausgeklinkt, um einen echten freien Tag einzulegen. Das gelingt auch dank Hotels mit Wellnessabteilung. »Endlich Sauna«, ruft Wastl und jagt den finalen Hang hinunter.
    Die Unterkünfte während der Tour sind recht unterschiedlich. Sie reichen vom 4-Sterne-Hotel über einfache Gasthöfe bis hin zu einer Alpenvereinshütte, wo es nur Etagen-Bad und -WC gibt. Das hat aber auch seinen Charme, denn so lernt man die ganze Bandbreite kennen, die die Region zu bieten hat.

    Wenn die Tour mit Kitzbühel auch einen prominenten mondänen Namensgeber hat – die Orte und Täler, die wir besuchen, sind alles andere. Zum KAT zählen zum Beispiel Westendorf oder Aschau, die man getrost als No-Go-Area für Pelzmantelträger und Champagnerschlürfer bezeichnen kann. Kitzbühel ist weit weg, obwohl es so nahe ist.
    Auch Wastl Fürstaller greift lieber zum Bier- als zum Champagnerglas. Der 68-Jährige ist seit fünf Jahrzehnten zu Fuß oder per Ski in den Bergen unterwegs. Sein Credo abseits der Piste: »Macht nicht nach, was ich vormache.« Während wir am Gipfel eine kräftige Tiroler Jause auspacken, ernährt er sich von Schokolade, Keksen und Äpfeln. »Von Speck und Wurst krieg ich Durst.« Und das kann sich Wastl nicht leisten, denn in seinem Rucksack ist kein Platz für Getränke. »Ich kann das, den ganzen Tag nichts trinken. Dafür schmeckt das Bier am Abend umso besser.« Wenn der erste Durst gestillt ist, erzählt Wastl aufregende Geschichten aus aller Welt. Es hat Jahre gegeben, da hat er nur zehn Wochen zu Hause in Tirol verbracht. Ein Wunder, dass da noch Zeit war, mit seinen Kollegen musikalische Auftritte hinzulegen. Wastl an der Posaune. Wenn er Luft geholt hat, hat er ein Gstanzl ins Mikro geträllert. »Heute sing ich nur noch am Berg.« Seine Begleiter freut’s, denn es hebt die Stimmung und nimmt die Angst vor der nächsten steilen Abfahrt.

    Die Reise wurde unterstützt von der
    Kitzbüheler Alpen Marketing GmbH.

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