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Es gibt nur einen Rudi Völler

Alexander Ludewig zweifelt am Neuanfang beim DFB

Einmal Retter, immer Retter: Rudi Völler
Einmal Retter, immer Retter: Rudi Völler

Was für ein Start! Am Mittwoch begann beim Deutschen Fußball-Bund eine neue Zeitrechnung. Diesen Neuanfang hatte der DFB nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft in Katar im Dezember selbst eingeleitet – mit einer Task-Force, die Strukturen und Personen auf den Prüfstand stellen soll. Und es scheint, dass mit der ersten Entscheidung alles wieder gut ist. »Abgesehen von Lionel Messi, der herausragend ist und dem jeder diesen WM-Titel gegönnt hat, soll mir doch keiner sagen, dass die Argentinier besser sind als wir«, sagte Rudi Völler bei seinem Dienstantritt als neuer Nationalmannschafts-Direktor. Ja sind wir denn heut schon wieder Weltmeister?

Dieses Denken ist so fragwürdig wie die Person, die es in Worte fasste: Völler führt damit eben jenen Kurs fort, an dessen Ergebnissen sein Vorgänger Oliver Bierhoff gescheitert ist. Seit mehr als acht Jahren, nach dem WM-Titel 2014, geht es sportlich bergab. Dazu führte nicht nur die Entwicklung der Entfremdung unter Bierhoff und die Realitätsferne des Weltmeistertrainers Joachim Löw. Sondern auch die Unfähigkeit des DFB zu reagieren und zu handeln.

Sollte Völler seine Worte selbst ernst nehmen, dann müsste er sofort den Bundestrainer entlassen. Denn trotz einer »immer noch guten Mannschaft« war für Hansi Flick – analog zu Löw 2018 in Russland – die WM bereits nach der Vorrunde beendet. Aber Verbandsarbeit funktioniert anscheinend anders. Beispielsweise so: »Der DFB ist nicht an allem schuld«, sagte Völler und schob den Klubs eine Mitverantwortung zu. Logisch ist das nicht zu erklären. Während die DFB-Auswahl immer mehr den Anschluss verlor, gewann beispielsweise der FC Bayern München mit vielen deutschen Nationalspielern und dem Trainer Flick 2020 die Champions League.

Worum es dem DFB geht, macht Präsident Bernd Neuendorf deutlich. Er nennt Völler einen »Sympathieträger«. Dessen Inthronisierung soll die Antwort auf das stark nachlassende Interesse an der Nationalmannschaft und die offensichtlich zunehmende Ablehnung des Verbandes sein. Selbstkritisch und zukunftsorientiert ist diese Entscheidung nicht. Das erklärt Neuendorf auch gleich selbst: »Er ist einer der Größten im deutschen Fußball.« Und alle singen das alte Lied: »Es gibt nur einen Rudi Völler.« Der Verband hat seine Ruhe.

Ein Sprung zurück ins Jahr 2000: Die EM geriet zum Debakel, der DFB gründete eine Task-Force unter dem Vorsitz von Karl-Heinz Rummenigge und fand einen neuen Teamchef als Retter – Rudi Völler. Anders hat es der Verband diesmal auch nicht gemacht. Das allein könnte schon auf einen Unwillen zum Wandel schließen lassen. Neben Rummenigge, Völler und Neuendorf zählten noch die gestandenen Fußball-Männer Hans-Joachim Watzke, Oliver Kahn, Oliver Mintzlaff und Matthias Sammer zu den ausgewählten Experten.

Doch die Zeiten sind heute andere. Und so lieferte Neuendorf eine entblößende Replik auf die Kritik zur Zusammensetzung der Gruppe: »Es geht um die künftige Entwicklung der Männer-Fußball-Nationalmannschaft im DFB.« Diversität ist nachweislich ein Erfolgsfaktor. Wer sie weiterhin als Bedrohung und Angriff empfindet, lässt viele Chancen ungenutzt.

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