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Die Ruhe nach dem Sturm im DFB-Pokal
Bayern Münchens Fußballern gelingt in Mainz der erste Sieg des Jahres
Abgesehen vom ruppigen Wind, der das Vereinsgelände des FC Bayern umtoste, ging es am Donnerstag vergleichsweise ruhig an der Säbener Straße zu. Zu größeren Ansammlungen von Kamerateams, Fotografen und Reportern, die auf neue Bilder und Informationen nach der nächsten Enttäuschung warteten, kam es nicht. Nach zuletzt drei Unentschieden in der Bundesliga gegen Leipzig, Köln und Frankfurt war am Abend zuvor ja auch so etwas wie ein Befreiungsschlag gelungen. Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann hatte beim 4:0 (3:0)-Sieg so überzeugend das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht, dass sich etwaige Krisensitzungen erübrigten.
Dass derartige Szenarien bei einem wiederholt frühen Ausscheiden vorstellbar waren, das hatten die mit den Gegebenheiten beim FC Bayern bestens vertrauten Karl-Heinz Rummenigge und Bastian Schweinsteiger angedeutet. Der einst langjährige Vorstandschef Rummenigge hatte gesagt, dass mit den Spielen in Mainz und am kommenden Sonntag in der Bundesliga beim VfL Wolfsburg »eine sehr wichtige Woche« für die Münchner anstehe. Vor dem Anstoß in Mainz ließ Bastian Schweinsteiger für den Fall einer Niederlage der Bayern als ARD-Experte wissen: »Dann brennt es an der Säbener Straße.«
Doch nun hat sich die Lage vorerst beruhigt. Besänftigt wurden sie beim FC Bayern von jenem Sturm, den Nagelsmanns Elf vor allem in der ersten Halbzeit entfacht hatte. Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić sahen es mit Vergnügen und Erleichterung von der Tribüne aus. Die Mannschaft habe erstmals in diesem Jahr »ihr wahres Gesicht gezeigt«, befand Kahn später. Thomas Müller berichtete von endlich wieder lachenden Gesichtern in der Kabine. Der erfahrene Offensivspieler mahnte aber auch, man sei in der Liga »absolut in der Bringschuld« und dürfe sich nach einem guten Ergebnis nicht der Gemütlichkeit hingeben.
Anders als zuletzt erspielten sich die Münchner in Mainz genug Chancen und trafen zudem früh genug, um den Weg schon vor der Pause entscheidend zu ebnen. Eric Maxim Choupo-Moting hatte den Torreigen mit seinem hübschen Volley aus spitzem Winkel nach einer Flanke des sofort integrierten Zugangs João Cancelo in der 17. Minute eröffnet. Nach einer halben Stunde erhöhte erst Jamal Musiala, ehe Leroy Sané eine Minute vor dem Halbzeitpfiff zum 3:0 traf.
Nach der Pause gerieten die Münchner zwar wieder in eine Phase, die an die jüngsten Auftritte in der Liga erinnerte. Doch geschuldet war das wohl dem hohen Vorsprung, den der eingewechselte Alphonso Davies mit seinem Kopfball zum Endstand von 4:0 sieben Minuten vor dem Ende letztlich noch ausbauen konnte. Er sei »sehr zufrieden mit dem Ergebnis, auch mit der Art und Weise«, sagte Nagelsmann ebenfalls mit einiger Erleichterung. Seine Spieler hätten diesmal »eine sehr, sehr gute Einstellung« gehabt. Sein Fazit: »Ein wichtiger Schritt, nicht nur in diesem Wettbewerb.« War also was?
Zuletzt hatte es viele Debatten gegeben: Ergebniskrise, Manuel Neuers Beinbruch, die Freistellung des Torwarttrainers Toni Tapalović oder Serge Gnabrys Ausflug zur Fashion Week nach Paris. Nun traten diese Themen hinter dem ersten Sieg im vierten Pflichtspiel des Jahres ebenso zurück wie hinter Cancelos gelungenem Debüt. »João hat sehr gut gespielt«, lobte Nagelsmann. Der Portugiese verfüge über »eine extrem gute Kreativität«. Erst am Dienstag war der 28-Jährige von Manchester City bis zum Sommer ausgeliehen worden, inklusive Kaufoption in Höhe von angeblich 70 Millionen Euro.
Tags darauf stand der Außenverteidiger sofort in der Startformation, die Nagelsmann etwas überraschend mit einer Dreierkette angeordnet hatte. Diese Grundordnung sei auch in Zukunft »eine Option«, sagte der Trainer. Cancelo hatte den rechten Schienenspieler gegeben und mit vielen Sprints in die Tiefe vor allem seine offensiven Qualitäten gezeigt.
Von der Münchner Mannschaft erwarten sie beim FC Bayern nun am Sonntag eine erste Bestätigung. »Jetzt haben wir endlich wieder mehr Tore geschossen und auch mehr Abschlüsse gehabt als zuletzt«, sagte Nagelsmann. »Diese Aggressivität Richtung Tor« werde man auch in Wolfsburg brauchen, um dort dreifach zu punkten und die Remis-Serie in der Bundesliga zu beenden. Andernfalls droht der Verlust der Tabellenführung. Mit der vorerst eingekehrten Ruhe in München wäre es dann schnell wieder vorbei. Und die großen Prüfungen kommen ja erst noch. Die erste steht in anderthalb Wochen bei Paris Saint-Germain im Achtelfinale der Champions League an.
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