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Strafe für Aufklärung
Maria Tereza Capra fliegt aus dem Stadtrat von São Miguel do Oeste
In einer Gemeinde tief im Hinterland des brasilianischen Bundesstaates Santa Catarina ist Maria Tereza Capra von der Arbeiterpartei (PT) als einzige Linke in den 13-köpfigen Stadtrat gewählt worden, dem außer ihr nur noch eine weitere Frau angehört. Lula ist weit: Jair Bolsonaro, der rechtsextreme Verlierer der Präsidentschaftswahl im vergangenen Oktober, holte hier im konservativen Süden des Riesenlandes knapp zwei Drittel der Stimmen.
Das rund 40 000 Einwohner zählende Städtchen São Miguel do Oeste lebt auch von Touristen aus den Nachbarländern Argentinien und Paraguay, auf der Durchreise zu den Stränden Santa Catarinas. Entsprechend hart traf es die Stadtoberen, dass ihr braunes Nest von der PT-Stadträtin in der Öffentlichkeit beschmutzt wurde. Dabei war doch alles nur ein Missverständnis, als nach der Wahl Hunderte Bolsonaristen vor der Kaserne von São Miguel für einen Putsch demonstriert und dabei zur brasilianischen Nationalhymne den Hitlergruß gezeigt hatten. Capra teilte auf Instagram ein Video davon, die Sache machte über Brasilien hinaus Schlagzeilen. Berlins Botschaft reagierte mit Geschichtsunterricht für die oft deutschstämmigen Bewohner von Santa Catarina und stellte klar, dass der »Deutsche Gruß« längst out ist. Die örtlichen Behörden redeten sich mit einer missverstandenen Geste der Euphorie heraus.
Nicht vorbei war die Sache für Maria Tereza Capra. In São Miguel startete man eine Kampagne zur Absetzung der 53-jährigen, es gab Drohungen. Am Sonnabend stimmten zehn ihrer Kollegen im Stadtrat dafür, der Anwältin für Arbeitsrecht das Mandat zu entziehen, weil sie Fakenews über die ehrenvollen Bürger von Santa Catarina und São Miguel do Oeste verbreitet und damit gegen den parlamentarischen Kodex verstoßen habe. Mit ihrer Partei will sich Capra gegen diese Entscheidung politisch und juristisch zur Wehr setzen.
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