Bündnis für Frieden nazifrei

Das Bündnis für Frieden in Brandenburg/Havel distanziert sich von der Gruppe »Freie Brandenburger«

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

»Der Ukraine-Krieg und die ständigen Rufe nach weiteren Waffenlieferungen lassen uns keine andere Wahl«, sagt Dominik Mikhalkevich, neuer Sprecher des Bündnisses für Frieden in Brandenburg/Havel. »Als Friedensfreunde haben wir die verdammte Pflicht, auch in diesem Jahr weiter auf der Straße präsent zu sein und für Diplomatie sowie für Deeskalation zu streiten.« 36 Medien lud sein Bündnis für Dienstagnachmittag zu einem Pressegespräch im Haus der Begegnung in der Jacobstraße ein – lediglich zwei Journalisten haben zugesagt und sind auch erschienen.

Zwei Demonstrationen mit jeweils rund 1000 Teilnehmern hatte das Bündnis im vergangenen Herbst organisiert, die bundesweit für Schlagzeilen sorgten. Aber leider vor allem deswegen, weil dort eine Reihe Neonazis, die ominösen Freien Brandenburger und außerdem der Landtagsabgeordnete Lars Hünich (AfD) mitgelaufen sind. Die Freien Brandenburger und das Bündnis für Frieden gehen allerdings inzwischen wieder getrennte Wege.

»Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus lehnen wir ab«, betont Mikhalkevich. Der 24-Jährige stammt aus Belarus und hat Verwandte sowohl in Russland als auch in der Ukraine. Der Ausbruch des Krieges vor einem Jahr war für ihn ein Schock. »Wir wollen uns auf keine Seite stellen. Wir wollen dafür werben, dass es Frieden gibt«, versichert Mikhalkevich. Dass man deswegen als Anhänger des russischen Präsidenten Wladimir Putin oder als Rechtsextremist hingestellt werde – da schüttelt Dominik Mikhalkevich verständnislos den Kopf. Frieden sei schließlich ein »urlinkes Thema«.

Das Bündnis für Frieden gibt nicht auf. Nachdem die Proteststimmung durch Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung zwischenzeitlich eingeschläfert worden sei, wird sie jetzt durch die Entrüstung über Panzerlieferungen zu neuem Leben erweckt, ist Mikhalkevich überzeugt. Am 8. April soll es in Brandenburg/Havel einen vom Bündnis angemeldeten Ostermarsch geben, Treffpunkt 10 Uhr Neustädtischer Markt. Verstärkung gibt es vom Linke-Kreisverband Potsdam-Mittelmark, der beschlossen habe, Teil des Bündnisses für Frieden zu werden. Das sagt Bernd Lachmann, der dem Kreisvorstand Potsdam-Mittelmark angehört und die zwei Demonstrationen im Herbst anmeldete. Der Versuch, auch den Kreisverband Brandenburg/Havel ins Boot zu holen, gestaltet sich schwierig. Der Kreisvorstand hatte sich von den Demonstrationen distanziert – wegen der mitlaufenden Nazis. Hier wünscht sich Mikhalkevich jetzt eine Mitgliederbefragung. Er ist selbst Linke-Mitglied und arbeitet neben seinem Studium für den Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko (Linke). Im Bündnis wirken aber auch viele Parteilose wie Lothar Redmer mit. Der Rentner wirbt in seiner Familie und in seinem Modellflugverein, sich an den Friedensaktionen zu beteiligen – bisher ohne Erfolg, wie er bedauert.

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