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DSV-Skifahrer: Gewöhnliche Hausmannskost

Den deutschen Skirennläufern fehlt bei der WM viel zur Spitze im Super-G

  • Elisabeth Schlammerl, Courchevel
  • Lesedauer: 4 Min.
Andreas Sander war am Donnerstag der einzige Lichtblick des deutschen Teams im Super-G. Er wurde Neunter.
Andreas Sander war am Donnerstag der einzige Lichtblick des deutschen Teams im Super-G. Er wurde Neunter.

Es sind die Kochkünste des Hoteliers im Mannschaftsquartier »Les Flocons«, die eines besonderen Lobes bedürfen. Das jedenfalls findet der Sportvorstand im Deutschen Skiverband (DSV), Wolfgang Maier. Er lässt keine Möglichkeit aus, von der Oase oben in Courchevel zu schwärmen, von den tollen Pisten und vor allem vom Essen. Aber die deutsche Mannschaft befindet sich ja nicht im Urlaub in den französischen Alben, sondern um bei den Ski-Weltmeisterschaften gut abzuschneiden und die eine oder andere Medaille zu holen.

Der Koch musste deshalb am Donnerstag auch kein Festmenü zaubern, sondern es genügte – entsprechend dem Abschneiden der deutschen Schnellfahrer im Super-G – ganz gewöhnliche Hausmannskost. Nur Andreas Sander hatte sich vielleicht noch ein kleines Schmankerl verdient. Als Neunter habe er »eine ordentliche Leistung« gezeigt, findet Maier. »Aber er hat mit seinen Möglichkeiten eine deutlich bessere Platzierung bei der Einfahrt in den Zielhang verspielt, weil er sich zu wenig dem Gelände angepasst hat.« Sander selbst wähnt sich jetzt immerhin gut vorbereitet für die Abfahrt am Sonntag, weil er »viel Positives« mitnehme, sagt er. »Ich habe mein Setup gefunden, komme mit dem Schnee extrem gut zurecht und der Grundspeed ist da.« Für den 33-Jährigen vom SC Ennepetal, der zur Perfektion neigt und darüber manchmal die Lockerheit verliert, scheint zumindest die Zeit des Tüftelns und Testens bei dieser WM vorbei zu sein.

Der Rest war aus deutscher Sicht zum Vergessen. Josef Ferstl schied aus, Romed Baumann wurde 27., zwei Plätze dahinter landete Simon Jocher. Der kann allerdings mildernde Umstände geltend machen, weil er erst kurz vor der WM von einer längeren Verletzungspause zurückgekehrt war. Auf höherem Niveau, aber ähnlich enttäuscht verließ der Überflieger dieser Saison den Zielraum. Der Schweizer Marco Odermatt, der vier von sechs Super-G-Rennen in dieser Saison für sich entschieden hatte und nie schlechter als Dritter gewesen war, ging mit Platz vier leer aus. Goldmedaillengewinner James Crawford hatte dagegen noch nie zuvor einen Super-G gewonnen. Der Kanadier war eine Hundertstelsekunde schneller als Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen. Dritter wurde der Franzose Alexis Pinturault, der bereits die Kombination gewonnen hatte.

Das Abschneiden der deutschen Mannschaft ist, anders als die Besetzung der obersten Stufe des Podestes, keine ganz große Überraschung, sondern spiegelt die bisherige Weltcup-Saison wider. Da kam auch manchmal einer durch, also unter die besten Zehn, aber der nächste Schritt, den sich die alpine Sparte des DSV nach der WM in Cortina vor zwei Jahren erhofft hatte, blieb aus. Damals waren Romed Baumann und Andreas Sander mit Silber in Abfahrt und Super-G abgereist. Nach den Olympischen Spielen in Peking im vergangenen Jahr und dieser Saison, als die Höhepunkte ausblieben, scheint es, als ob die Erfolge damals in den Dolomiten schon die Schlusspointe gewesen waren – statt nur eines Etappenziels auf dem Weg weiter nach oben.

»Uns fehlen ab und zu ein bisschen die Killer«, stellte Maier fest. Es liegt sicher einerseits an der Persönlichkeitsstruktur der Athleten, andererseits stellt sich der DSV-Sportvorstand aber auch die Frage, ob sich Typen, »die den Charakter haben, das Risiko zu verdrängen und nur fokussiert sind auf das Ergebnis«, auch ausbilden lassen. Maier verweist auf die Norweger, die ihre Talente sehr früh in Wettkämpfen gegeneinander fahren lassen – und regelmäßig Siegfahrer in den Weltcup bringen. Früher Lasse Kjus und Kjetil-André Aamodt, dann Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud, und jetzt Kilde sowie ein paar ganz schnelle Slalomläufer wie Lucas Braathen und Atle Lie McGrath. »Wir legen mehr Wert auf technische Ausbildung«, sagte Maier. Womöglich müsse man da nachschärfen, gibt er zu.

Für die aktuelle Mannschaft, glaubt er, ist es aber noch nicht zu spät, »dieses Wettkampf-Gen« zu entwickeln. Zumal, wenn mit Thomas Dreßen ein Athlet nach seiner Verletzung wieder in die absolute Weltspitze vorstoßen kann, der schon bewiesen hat, die von Maier geforderten Killer-Qualitäten zu besitzen. Sie müssten nur verstehen, dass es nicht das Wichtigste ist, »am schönsten runterzufahren oder die beste Linie zu haben«, sondern am schnellsten im Ziel anzukommen.

Als Vorbild könnte jene Mannschaft dienen, die sich noch vor zwei Jahren selbst ein Beispiel an den Deutschen genommen hat. Nach dem Rücktritt der früheren Weltmeister Erik Guay und John Kucera waren die Kanadier etwas später dran mit dem Aufbau einer neuen Abfahrtsmannschaft. »Sie haben sich«, findet Maier, »mit einer gewissen Vehemenz in die Weltspitze gearbeitet« – und die Deutschen überholt. Vielleicht auch, weil Kanada in Crawford einen Abfahrer hat, der am Donnerstag im Super-G auf der »L’Eclipse« genau wusste, worauf es ankommt. »Er hatte das optimale Timing und das Risiko, das man eingehen muss, wenn man ganz vorne sein will«, stellte Maier fest. Im Gegensatz zu seinen Läufern an diesem Tag.

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