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Denise Herrmann-Wick gewinnt WM-Sprint in Oberhof

Biathlon-Olympiasiegerin sorgt für erstes deutsches Gold der Heimtitelkämpfe

»Das Schönste am Biathlon ist, wenn man an der Strafrunde vorbeilaufen darf.« Dieser Satz stammt von Denise Herrmann-Wick. Die Oberwiesenthalerin weiß, dass ihr in Topform in der Loipe keine Konkurrentin gefährlich werden kann. Nur wenn sie sich Schießfehler erlaubt und in jene Strafrunde abbiegen muss, wird es eng. Als sie sich am Freitagnachmittag nach dem Sprint der WM in Oberhof im Ziel die Ski abschnallte und sich erst einmal erschöpft bäuchlings in den Schnee legte, huschte ihr ein Lächeln übers Gesicht. Sie wusste, sie hatte alles gegeben – und mit allen zehn Schüssen getroffen. Am Ende reichte das zur von rund 11 000 Fans frenetisch umjubelten ersten deutschen Goldmedaille dieser Titelkämpfe.

Nach zwei langsameren Schießdurchgängen, in denen Herrmann-Wick insgesamt elf Sekunden auf die Zweitplatzierte Schwedin Hanna Öberg verloren hatte, lief sie den Rückstand in der Schlussrunde wieder zu, bis sie im Ziel knappe 2,2 Sekunden Vorsprung hatte. Bronze ging an Öbergs Landsfrau Linn Persson. »Ich muss Denise beglückwünschen. Vor der Heimkulisse das perfekte Rennen abzuliefern, ist schon beeindruckend, auch wenn ich mich über diese zwei Sekunden ein bisschen ärgere«, sagte Öberg.

Für die Deutsche war es bereits die siebente WM-Medaille und der zweite Titel. »Mein Puls ging schon im Einlaufen nicht runter, so aufregend war das vor den vielen Leuten hier. Dass ich dann ein Rennen mit null Fehlern in den Schnee zaubern kann, ist unglaublich«, freute sich Herrmann-Wick, die schon vorher als heißestes Eisen des Deutschen Skiverbands galt. Schließlich hatte die 34-Jährige als einzige DSV-Athletin in diesem Winter einen Weltcup gewinnen können.

Doch dies bei einer WM zu bestätigen, daran sind schon viele Athleten gescheitert. Nicht Herrmann-Wick. Spätestens seit ihrem Olympiasieg vor fast genau einem Jahr in Peking weiß die Oberwiesenthalerin, wie sie sich auf einen Saisonhöhepunkt vorbereiten muss. Sie verzichtete bewusst auf einige Rennen, so auch auf die Staffel in Antholz, obwohl sie dort tags zuvor noch die Verfolgung gewonnen hatte. Herrmann-Wick ging lieber sofort ins letzte Höhentrainingslager, abgesegnet vom DSV, der seiner besten Biathletin freie Hand ließ. Nun zahlte sie das Vertrauen zurück.

»Biathlon macht mir so viel Spaß wie lange nicht mehr«, sagte Herrmann-Wick nach der Siegerehrung. Der Olympiasieg hat sie offenbar von jeglichem Erfolgsdruck befreit. Und auch wenn sie bereits alles in der Karriere erreicht hatte, sei die Heim-WM in Oberhof noch mal »ein cooles Ziel« gewesen, das sie auch im fortgeschrittenen Alter noch eine Saison dranhängen ließ. »Es ging mir heute leicht von der Hand. Ich wusste, dass ich gute Beine habe, und es hat gereicht. Da ist definitiv ein Traum in Erfüllung gegangen, besonders weil meine Familie am Streckenrand mit dabei war«, sagte die Goldmedaillengewinnerin. »Wenn die Mama zuguckt, muss man sich ja besonders anstrengen«, scherzte sie.

Der Titel vor Heimpublikum sei »emotional noch mal auf einem anderen Gipfel« als der Sieg bei den Olympischen Spielen im Vorwinter. »Gerade auch nach den letzten zwei Jahren. Mit den Fans dabei nimmt man das alles noch mal bewusster wahr.« Und der Titel muss noch lange nicht der letzte gewesen sein. Schließlich geht sie am Sonntag mit Vorsprung in den Verfolgungswettbewerb.

Für den DSV war der Ausgang des ersten Einzelrennens von immenser Bedeutung. Bei der Heim-WM sollten bloß nicht wieder Tage gezählt werden, bis endlich die erste Medaille gewonnen wird. Derartige Erzählungen haben in der Vergangenheit schon Abwärtsspiralen ausgelöst. Auch diesmal drohte eine solche nach dem etwas enttäuschenden sechsten Platz in der Mixed-Staffel zum Oberhofer Auftakt am Mittwoch.

Schon damals hatte Herrmann-Wick mit einer famosen Aufholjagd, die Deutschland zwischenzeitlich acht Plätze nach vorn gespült hatte, Aufsehen erregt und die Nerven der Trainer beruhigt: Der Star ist in Form. Darauf ließ sich aufbauen. Tatsächlich zeigte zwei Tage später auch die knapp ein Jahrzehnt jüngere Garde hinter der neuen Weltmeisterin gute Leistungen: Sophia Schneider als Siebente, Hanna Kebinger (17.) und Janina Hettich-Walz (23.) schossen jeweils nur einmal daneben und empfahlen sich für eine Staffelaufstellung nächste Woche. Lediglich für die Olympiavierte Vanessa Voigt ist der WM-Start nach der Mixed-Staffel mit Rang 41 im Sprint endgültig verpatzt.

Frauen-Bundestrainer Kristian Mehringer hofft, dass der Sieg nun im gesamten Team die letzten Knoten lösen wird: »Denise ist mit einer gewissen Lockerheit, aber auch mit Entschlossenheit rangegangen. Das war die richtige Mischung. Aber auch mit der Leistung der anderen sind wir superhappy.«

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