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Unbemannt auf See
Nach Flugdrohnen könnten bald auch bewaffnete Seedrohnen die Kriegsführung verändern
Am 10. Februar tauchte in den sozialen Medien ein Video auf, das einen russischen Angriff auf die Satoka-Brücke im Südwesten der Ukraine zeigt. Unter ihren Trägern explodierte ein mit Sprengstoff beladenes Boot. Bislang setzte nur die Ukraine solche Drohnenboote ein, sie können über Funk- oder Satellitenverbindungen gesteuert oder vor dem Start auf ein Ziel programmiert werden.
Es wurde gemutmaßt, das unbemannte Wasserfahrzeug könnte Teil der US-Lieferungen von »unbemannten Küstenverteidigungsschiffen« sein, die bereits kurz nach dem russischen Überfall in die Ukraine gebracht wurden. Die Erfolge, die die Ukraine mit solchen »unbemannten Oberflächenbooten« erreichten, führten zu einer von der Regierung lancierten Crowdfunding-Kampagne. Mit ihrer Hilfe wollte man rund einhundert solcher Boote kaufen und die »weltweit erste Marineflotte von Drohnen« aufbauen.
Wie beim Einsatz der Bayraktar-Drohnen in der Luft, so spielt die Türkei auch bei maritimen Drohnen eine führende Rolle. Die Unternehmen Sefine und Aselsan haben im Rahmen des Projekts »Plattform für bewaffnete unbemannte Marinefahrzeuge« einige Typen getestet. Vor Monaten bereits bestätigte man Anfragen aus dem Ausland und sah keine Schwierigkeiten beim Beginn der Serienproduktion.
Einerlei, wer die bisher bekannten Boote gebaut oder geliefert hat – es handelt sich um ziemlich simple Konstruktionen. Selbst die Huthi-Rebellen im Jemen nutzten solche im Iran gebauten Fahrzeuge bereits. Wesentlich weiter auf dem Gebiet der maritimen Drohnen sind Staaten wie die USA, die derzeit eine ganze Palette »hochintelligenter« maritimer Drohnen für die Navy und die Marines testen.
Es geht um den Bau unbemannter Raketenträger in der Größenordnung bisheriger Korvetten, um Transportschiffe, um Roboter zur Minen- und U-Boot-Jagd und mehr. Vielversprechend verlaufen angeblich Tests mit einem unbemannten Langstreckenkriegsschiff, das mit einem Schwarm bewaffneter Drohnen ausgestattet ist. »Dieses LRUSV-Programm stellt einen bedeutenden Meilenstein für die autonome Technologie, für die Verteidigungswelt und für die gesamte Schiffbauindustrie dar«, sagte Chris Allard, CEO von Metal Shark, dem Hersteller der neuen Waffe.
Auch das renommierte britische Institut für Wissenschaft und Technologie im Schiffbau verfolgt Visionen für eine autonome Flotte nach Modulprinzip. Wenn man nicht mehr in der Lage sei, traditionell mit Masse zu konkurrieren, »müssen wir anders denken, wenn wir den operativen Vorteil wiedererlangen wollen«, erklärte dort der Vizeadmiral Nick Hine, der zweite Seelord seiner Majestät. Besonderen Argwohn im Westen weckt China, das die Schwarmtechnologie nicht nur in der Luft, sondern auch im maritimen Bereich weiterentwickelt und deren Leistungsfähigkeit bereits bei Manövern bewies. Russland, dessen Flotte in vielen Bereichen weit hinter der Entwicklung zurückliegt, droht mit seinem atombewaffneten und atomgetrieben Monstertorpedo namens »Poseidon«.
Alle derartigen Entwicklungen muss man – beginnend im Kosmos bis in die Tiefen der Meere – im Verbund verschiedener Systeme betrachten. Künstliche Intelligenz, also der letztlich tödliche Einsatz von Algorithmen, kann dazu beitragen, den geostrategischen Ist-Zustand gravierend zu verändern.
Ein Beispiel: das US-Project Maven. Es nutzt Satellitendaten und maritime Sensordaten, um reale und geplante Standorte von U-Booten zu bestimmen. Gelingt das, wäre ein wesentliches Moment der ohnehin fragwürdigen nuklearen Abschreckung, die bislang den Einsatz solcher Massenvernichtungsmittel verhinderte, zum Gutteil ausgehebelt.
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