- Kommentare
- US-Präsident besucht Kiew
Wie Biden der Ukraine wirklich helfen kann
Immer weitere Waffenlieferungen ohne klar formuliertes strategisches Ziel sind von zweifelhaftem Nutzen
US-Präsident Joe Biden kam nicht mit leeren Händen zu seinem Überraschungsbesuch nach Kiew. Er versprach ein weiteres Hilfspaket für die Ukraine im Umfang von 500 Millionen US-Dollar. Mit seinem Besuch ermöglicht er Präsident Wolodymyr Selenskyj und der ukrainischen Regierung einen wichtigen Propagandasieg. Selenskyj wird zum jetzigen Zeitpunkt über jegliches Signal, dass die westliche Unterstützerkoalition zusammenhält, froh sein. Der Besuch eines US-Präsidenten in der ukrainischen Hauptstadt setzt hinter diese Botschaft ein Ausrufezeichen.
Das Hilfspaket bedeutet vor allem weitere Waffenlieferungen: Die ukrainische Armee soll mehr Munition für Raketenwerfer erhalten, aber auch Waffen mit größerer Reichweite. Nur wenige im Westen stehen moralisch nicht auf der Seite der Ukraine, die sich in einem Angriffskrieg zur Wehr setzt. Dennoch muss die Frage gestellt werden, ob den Menschen vor Ort mit immer weiteren militärischen Mitteln letztlich wirklich geholfen ist.
Die meisten einigermaßen neutralen Beobachter des Konflikts betonen, dass dieser nicht militärisch entschieden werden kann, die Maximalziele liegen für beide Seiten außer Reichweite. Das sagen nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern Personen wie der oberste US-General Mark Milley und Institutionen wie die Rand Corporation, der wohl einflussreichste US-Thinktank in Strategiefragen. Der Krieg wird in Verhandlungen enden oder in einer Gewalteskalation nicht abschätzbaren Ausmaßes. Was fehlt, ist ein klar definiertes strategisches Ziel des Westens und ein Plan, wie eine Verhandlungslösung erzielt werden könnte. Niemand wäre in einer besseren Position, auf diese Ziele hinzuarbeiten, als Joe Biden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.