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Linkes Gewissen
Uwe-Karsten Heye hört als Vorstand von »Gesicht Zeigen!« auf
Wir haben das Problem, »dass viele Kommunen in Ostdeutschland kein Interesse daran haben, sich ernsthaft mit dem Problem des Rechtsradikalismus auseinanderzusetzen, entweder aus lokalpatriotischer Blindheit, weil sie befürchten, dass auf diese Weise mögliche Investoren abgeschreckt werden, oder weil sie das Problem nicht sehen sollen.« Festgestellt hat das Uwe-Karsten Heye vor 15 Jahren in einem »Spiegel«-Interview. Es klingt bitter, doch die Kernaussage hat Bestand. Als stumpfes Ossi-Bashing war das damals nicht gemeint. Heye benennt immer wieder Ursachen, differenziert, redet aber dennoch nicht klein, dass in Teilen Ostdeutschlands die Probleme mit rechter Gewalt und Alltagsrassismus überproportional groß sind.
Eine Welle bundesweiter rechter Gewalttaten um die Jahrtausendwende – 1999 gab es allein 13 Todesopfer zu beklagen – war es, die Heye zum Anlass nahm, mit »Gesicht Zeigen!« einen Verein zu gründen, der sich seitdem mit Aufklärungs- und Projektarbeit gegen Rassismus, Antisemismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit engagiert. Im Alter von 82 Jahren ist für Heye damit Schluss. Vergangene Woche gab »Gesicht Zeigen!« bekannt, dass ihr Vorstandsvorsitzender aufhört. Zum Abschied warnte er vor einer »Querfront nationalistischer und postfaschistischer Organisationen«.
Gerhard Schröder nannte Heye während seiner Kanzlerschaft sein »linkes Gewissen« – er war von 1998 bis 2002 sein Regierungsprecher, also zu einer Zeit, als sich die rot-grüne Koalition mit der Agenda 2010 noch nicht am Sozialstaat versündigt hatte. Da war Heye bereits Generalkonsul in New York. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er Chefredakteur der SPD-Zeitung »Vorwärts«, schrieb zunehmend Bücher, wie 2014 die Biografie über die Familie des Philosophen Walter Benjamin, der 1940 auf der Flucht vor den Nazis starb. Heye kam wenige Wochen später zur Welt.
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