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Eisbären Berlin erleben ihr Playoff-Aus nach 22 Jahren
Der auch im letzten Saisonspiel sieglose Titelverteidiger und Rekordmeister schied mit einer enttäuschenden Bilanz aus
Die in Scharen in die restlos ausverkaufte heimische Arena strömenden Eisbären-Fans hatten wie das Team auf das »Wunder« gehofft, darauf, dass das bittere Ende der 29. Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) doch nicht so früh kommen würde wie erwartet. Doch die Eisbären kassierten mit dem 3:4 nach Penaltyschießen gegen die Schwenninger Wild Wings die 32. Saisonniederlage. Als Tabellenelfter konnten sie den Zwei-Punkte-Rückstand auf den Aufsteiger Löwen Frankfurt nicht mehr aufholen. Die Hessen, die ihre Ankündigung (»Wir sind gekommen, um zu bleiben«) wahr machten, vergrößerten mit ihrem Punktgewinn aus dem 4:3 nach Verlängerung gegen Absteiger Augsburg sogar noch ihren Vorsprung und zogen als Tabellenzehnter in die erste Playoff-Runde ein.
Dabei hatte sich nach der Hälfte der regulären Spielzeit doch noch ein »Wunder« angebahnt. Zu diesem Zeitpunkt führten die Berliner mit 2:0 und Frankfurt lag zu Hause gegen Augsburg mit 1:2 zurück. Wäre es dabei geblieben, wären die Berliner doch noch an Frankfurt vorbeigezogen. Doch in den folgenden Minuten wiederholten sich die Schwächen der Eisbären, die sie schon die ganze Saison über begleitet hatten. Sie verkrampften und verloren die Kontrolle über ein fast schon gewonnenes Spiel. Gekämpft haben sie bis zum Ende, als ihnen 28 Sekunden vor der Schlusssirene das 3:3 gelang. Doch selbst ein Siegtor in der Verlängerung oder im Penaltyschießen hätte nichts mehr genützt, um das erste Playoff-Aus nach 22 Jahren abzuwenden, als sie einst als 13. im Feld von 16 DEL-Teams gescheitert waren. Dass ein Titelverteidiger vorzeitig ausscheidet, ist auch lange her – zuletzt 2004 mit den Krefeld Pinguinen.
»Das ist kein Ende, das wir uns gewünscht haben. Doch wir waren nicht gut genug. Wenn man 56 Spiele lang Zeit hat, liegt es nicht am letzten Spieltag, dass man nicht in die Playoffs gekommen ist«, sagte Marcel Noebels, der noch einer der Besten im ansonsten enttäuschenden Eisbären-Team war. Schließlich und endlich änderte auch eine kaum noch für möglich gehaltenen Siegesserie seit Anfang Februar gegen Augsburg (4:2 und 4:3), Schwenningen (6:4), Frankfurt (3:1), Mannheim (5:2) und Ingolstadt (5:1) nichts an der historisch schwachen Bilanz mit mehr Niederlagen (32) als Siegen (24) und einem negativen Torverhältnis (160:171). Von den hochfliegenden Träumen vom Titel-Hattrick konnte schon frühzeitig keine Rede mehr sein. Denn Abstiegs- statt Titelkampf dominierte fast die komplette Saison.
Monatelang dümpelten die Berliner auf dem 13. Tabellenrang. Ganz offensichtlich war der Kader mit zwölf Neuverpflichtungen, zu denen im Saisonverlauf noch weitere vier hinzukamen, schwächer als erhofft. Viele Einkäufe erfüllten nicht im Entferntesten die Erwartungen an sie und brauchten zu lange, um überhaupt im neuen Team anzukommen. Zudem schwächte eine Niederlage nach der anderen das Selbstvertrauen der Mannschaft. Schlussendlich waren die Eisbären nicht mehr die Eisbären, die von der Konkurrenz so gefürchtet wurden.
Während die meisten Berliner Profis nun in den Urlaub gehen und sich nur Marcel Noebels, Leo Pföderl, Jonas Müller und Marco Nowak auf die WM im Mai vorbereiten, kommt auf Sportdirektor Stéphane Richer eine Menge Arbeit zu. Schon jetzt hat sich das Gerücht bestätigt, dass der erst 21-jährige Torwart Tobias Ancicka zum Ligakonkurrenten Kölner Haie wechseln wird. Ihn soll angeblich der 29-jährige US-Amerikaner Jake Hildebrand aus Frankfurt ersetzen, was angesichts seiner bescheidenen Vita nicht gerade als »starke Lösung« anzusehen ist, wenn es die Eisbären ernst meinen mit der Rückkehr an die DEL-Spitze in der nächsten Saison.
Offen ist zur Stunde auch, ob Cheftrainer Serge Aubin im Amt bleibt. Der Kanadier wich allen Nachfragen dazu mit der Bemerkung aus: »Ich bin Cheftrainer dieser Mannschaft und trage die Verantwortung. Wir werden uns in Ruhe hinsetzen und überlegen, wie es weitergeht.« Das dürfte auch für den unverwüstlichen Abwehrstrategen Frank Hördler gelten. Ob der Mannschaftskapitän, der an allen neun DEL-Meistertiteln beteiligt war, mit 38 Jahren künftig noch dabei sein wird, ist eher unwahrscheinlich. Er fehlte schon in der Schlussphase dieser Meisterschaft, nachdem er sich beim 5:1-Heimsieg gegen Ingolstadt fünf Minuten vor Spielende durch einen rüden Check schwer verletzt hatte. So könnte seine 1026. DEL-Partie die letzte gewesen sein.
Auf eines können die Eisbären jedoch auch künftig bauen: ihre Fans. Auch in der bittersten Stunde am Sonntagabend sparten sie noch lange Zeit nach Schlusspfiff nicht mit endlosen Gesängen und Sprechchören, während die Spieler kniend vor ihnen auf dem Eis verharrten und schließlich zur Kurve marschierten, um mit den Fans abzuklatschen.
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