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Eisbären Berlin: Mit unglaublicher Dominanz zum Titel
Die Berliner deklassierten die Kölner Haie in der Finalserie der Deutschen Eishockey Liga
Auf diesen Heimatmoment am Freitagabend hatten die Eisbären-Fans lange warten müssen. Nachdem die Berliner Eishockeyprofis den Titelgewinn 2024 in Bremerhaven und 2022 in München auf fremdem Eis gefeiert hatten, schlug diesmal diese Sternstunde im fünften Finalspiel in der mit 14 200 Zuschauern restlos ausverkauften heimischen Arena am Berliner Ostbahnhof. Dabei boten die zum 14. Mal in einem DEL-Finale stehenden Berliner gegen den Außenseiter aus Köln eine einzigartige Machtdemonstration, die in der DEL ohne Beispiel steht.
Mit ihren unglaublich dominanten Auftritten sorgten sie für Rekorde, die wohl lange Zeit Bestand haben werden. So konnte der kanadische Stürmer Ty Ronning, der zum wertvollsten Spieler der Finalserie gekürt wurde, gleich mehrere Bestmarken aufstellen. Er sammelte in 28 Spielen in Folge und in allen 14 Playoff-Partien Scorerpunkte und erreichte damit neue DEL-Rekorde. Mit 48 Saisontoren stellte er zudem einen Vereinsrekord auf. Auch Leonhard Pföderl, seit 2019 in Diensten der Eisbären stehend, erzielte im Laufe seiner Karriere 46 Treffer in den Playoffs, womit er zum DEL-Rekordhalter aufstieg. Und dass Eisbären-Torwart Jake Hildebrand sage und schreibe neun Drittel und 180 Minuten ohne Gegentreffer blieb und mit einer Playoff-Fangquote von 96,7 Prozent brillierte, dürfte nur schwer eine Wiederholung finden.
Eisbären-Trainer Serge Aubin war »unglaublich stolz« auf seine Spieler. »Während der gesamten Saison waren wir so vielen Widrigkeiten ausgesetzt, die die Mannschaft gemeistert hat.« Auch Nationalverteidiger und Kapitän Kai Wissmann, der nach einem groben Foul des Kölners Maximilian Kammerer in der ersten Minute des zweiten Finalspiels mit Handbruch verletzt ausscheiden musste, schwärmte: »Es war unglaublich schwer für mich, die letzten Partien verletzungsbedingt nicht mehr gespielt zu haben. Meine Mitspieler haben mir das Zuschauen aber sehr leicht gemacht. Drei Finalspiele in Serie mit 7:0 zu gewinnen ist surreal.«
Wer erwartet hatte, dass die Kölner Haie nach zwei 0:7-Pleiten in Folge im fünften Finalduell in Berlin noch einmal zurückkommen und noch ein Heimspiel erzwingen würden, wurde enttäuscht. Schon nach zwölf Minuten lagen die Eisbären mit 4:0 in Führung und brachten auch in der Folgezeit die Rheinländer mit einer Angriffswelle nach der anderen in Verlegenheit.
Dass Kölns finnischer Trainer Kari Jalonen schon nach drei Minuten seinen entnervten Stammtorhüter vom Eis nahm und durch Ex-Eisbär Tobias Ancicka ersetzte, spricht Bände. Jalonen, der erst in dieser Saison das Traineramt in Köln übernommen hatte, räumte unumwunden ein: »Die Eisbären spielen in einer anderen Liga. Sie spielen das beste Eishockey, diszipliniert, schnell und effizient. Sie sind den anderen Teams haushoch überlegen. Auch wir hatten keine wirkliche Chance.«
Doch bei aller Enttäuschung werden die in der Finalserie überforderten Kölner mit einem zeitlichen Abstand auf eine gelungene Saison mit dem ersten Finaleinzug seit elf Jahren zurückblicken können. Immerhin warfen sie im Halbfinale den Hauptrunden-Ersten Ingolstadt aus dem Meisterrennen, was auch nicht alle Tage passiert.
Die elfte Meisterschaft der Eisbären hat neue Maßstäbe gesetzt – nicht nur sportlich, sondern auch am Teamcharakter und den großen Emotionen nach dem Tod von Mitspieler Tobias Eder, der Ende Januar seinem Krebsleiden erlag. Die Erinnerung an den ehemaligen Teamkollegen prägte die gesamte Meisterfeier. Eders Verlobte nahm stellvertretend die Goldmedaille entgegen. »Diesen Titel haben wir für Tobi und seine Familie geholt. Er wird für immer bei uns sein. Er ist Teil dieser Mannschaft«, fasste Angreifer Marcel Noebels in Worte, was all seine Mitspieler empfanden.
Trainer Serge Aubin, der seit seinem Amtsantritt im Sommer 2019 alle zwölf Playoff-Serien mit den Eisbären gewann und die aktuelle Erfolgsära mit vier Titeln in fünf Jahren prägte, erinnerte daran, dass in dieser Saison viele Widerstände überwunden werden mussten. Da waren die vielen Ausfälle. In der Defensive zuletzt neben den schon länger verletzten Mitch Reinke und Markus Niemeläinen auch Kapitän Kai Wissmann, der wohl beste Verteidiger der DEL. So mussten Jonas Müller, Eric Mik, Korbinian Geibel und Norwin Panocha größere Verantwortung übernehmen, was sie mit Bravour meisterten.
Nicht zuletzt ist es Sportdirektor Stéphane Richer gelungen, einen Kader zusammenzustellen, der in seiner Tiefe und Qualität in der DEL seinesgleichen sucht und wohl das Beste aller Zeiten ist. Nun wird sich das Meisterteam am 1. Mai ab 14 Uhr den Fans zur Meisterfeier auf dem Platz vor der Arena am Ostbahnhof präsentieren.
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