Warum die Post nicht mehr Post sein möchte

Die Deutsche Post war im vergangenen Jahr so profitabel wie nie zuvor

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Deutsche Post ist im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut rasant gewachsen. Mit einem Umsatz von 94,4 Milliarden Euro konnte der Konzern seine Bestmarke aus dem Vorjahr um 15 Prozent übertreffen. Im Jahr 2021 hatte das Unternehmen einen Umsatz von lediglich 81 Milliarden Euro erzielt. Der Umsatzsprung resultiere vollständig aus dem internationalen Geschäft, sagte Vorstandsvorsitzender Frank Appel am Donnerstag auf einer Online-Pressekonferenz.

Einen Rekord gab es auch beim Gewinn: Insgesamt erzielte die Post mit einem operativen Ergebnis (EBIT) von 8,4 Milliarden Euro (2021: 8,0 Milliarden Euro) eine neue Bestmarke. In der rund 15-jährigen Amtszeit Appels stieg der Umsatz der Post um die Hälfte, und die Dividende verdreifachte sich.

Die Deutsche Post AG entstand in den Jahren 1989 bis 1995 durch die Privatisierung der Bundespost. Andere Teile der Behörde wurden als Deutsche Telekom und Postbank ausgegliedert. Letztere, die »blaue Post«, gehört heute der Deutschen Bank. Nach der Jahrhundertwende wurde die »gelbe Post« an die Börse gebracht. Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau hält laut Firmenangaben noch 20,49 Prozent der Aktien, hat also keine Sperrminorität mehr.

Größte Einzelaktionäre sind die US-amerikanischen Finanzdienstleister Blackrock (4,92 Prozent) und Goldman Sachs (4,23 Prozent). Über den Anteil ausländischer Aktionäre am Grundkapital gab die Post auf Anfrage keine Auskunft. Er dürfte wie bei anderen Konzernen im Deutschen Aktienindex bei etwa 70 Prozent liegen. Die Post kündigte an, dass in diesem und im kommenden Jahr eigene Aktien für 2,2 Milliarden Euro zurückgekauft werden sollen, um den Aktienkurs zu stimulieren.

Der Konzern tritt seit 2015 unter dem Namen Deutsche Post DHL Group auf. Zuvor war der Paket- und Brief-Express-Dienst DHL International übernommen und seitdem als Geschäftszweig für Logistik ausgebaut worden. Heute sieht sich der Konzern mit seinen über 600 000 Beschäftigten als »der weltweit führende Logistikkonzern«. In der Luftfracht und auf hoher See ist die Deutsche Post weltweit jeweils die Nummer zwei. In der sogenannten Kontraktlogistik, mit der für Industrieunternehmen die globalen Lieferketten organisiert werden, ist die Post Branchenführer.

Die Post ist heute in über 220 Ländern und Territorien der Welt aktiv. Der deutsche Heimatmarkt verliert vor diesem Hintergrund – wie übrigens auch bei der »Schwester« Deutsche Telekom – weiter an Bedeutung. Zwar wurden im vergangenen Jahr 14 Milliarden Briefe, die Hälfte davon Werbesendungen, und 1,7 Milliarden Pakete innerhalb der Bundesrepublik zugestellt. Zum Ergebnis trug die Sparte Post & Pakete Deutschland 2022 aber lediglich noch 14 Prozent bei. 2008, als Appel an die Konzernspitze berufen wurde, waren es noch 53 Prozent.

Trotzdem ist die Inlandssparte profitabel. Die Paketmengen lagen 8,3 Prozent unter dem Vorjahr. Die Briefvolumina entwickelten sich im Jahr 2022 weiter leicht rückläufig. Kostensteigerungen vor allem durch gestiegene Energiepreise wirkten sich negativ auf den Gewinn aus. Mit immerhin noch 1,3 Milliarden Euro (2021: 1,7 Milliarden Euro) trug die Sparte trotzdem zum Gewinn der Gruppe bei.

Bessere Rahmenbedingungen erhofft sich die Post vom neuen Postgesetz. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat dazu kürzlich ein Eckpunktepapier vorgelegt. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen befürchtet jedoch eine Preiserhöhung durch die Hintertür. Das bisherige Postgesetz von 1997 hatte der Deutschen Post lange Exklusivrechte gesichert.

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